Angst beim Freeriden

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Gesa (27), Reisebloggerin und Social Media Managerin, entdeckt die Welt am liebsten auf Brettern. Sie mag Winter lieber als Sommer und ist für jedes Abenteuer zu haben – dachte sie.

 

„Schwerelos über den fluffigen Powder schweben, Neuschnee und ein breites Grinsen im Gesicht: Das ist meine Definition von happy.“

Seit ich letzten Winter an der Seite eines Profis meine ersten „krasseren“ Turns in den Schnee gesetzt habe, fühle ich mich angefixt. Gleichzeitig habe ich einen riesen Respekt und fürchte, dass ich im Gedankenkarussell gefangen bin.Gesa teilt ihr Gedankenkino zum Thema Snowboard – Freeriden mit dir und der Welt. Kennst du Angst beim Freeriden? Geht es dir ähnlich? Hast du Tipps?


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Letzten Winter war ich das erste Mal richtig Freeriden. Mit richtig meine ich: mit krasser Steilheit, pochendem Herzen vor lauter Speed und Schmetterlingen im Bauch.

Danach war ich angefixt. Ich wusste nicht, wie ich jemals wieder so empfinden könnte, wie an diesem Tag – in diesem Moment: Als sich der Boden unter meinen Füßen senkrecht stellte und ich dahinschwebte.

Wir waren an besagtem Tag mit Freeride-Profi Flo Orley im Kühtai bei Innsbruck unterwegs. Die ersten Turns verliefen wie gewohnt im Tiefschnee neben der Piste. Spaßig, keine Frage.

Doch dann ging es erst richtig los. Zum Freeride-Abenteuer suchte Flo seinen Schützlingen ein wunderschönes Face hinaus. Seine Schützlinge an diesem Tag? Das waren der amtierende Freeride Meister im Freeski und ich. Wir analysierten den Hang vom Boden aus und stiefelten hinauf.

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Oben angekommen gab es noch einmal Lagebesprechung. Flo’s Anweisung für die Abfahrt: „Wir haben den Weg analysiert, es gibt keinen Grund unterwegs anzuhalten oder zu zögern.“

3-2-1-Droppin’ !

 

Natürlich habe ich unterwegs angehalten und gezögert!

Genauer gesagt: kurz vor dem steilsten Punkt, als ich mir nicht ganz sicher war, ob das die richtige Abzweigung ist. Danach ging alles ganz schnell: Ich fuhr über fluffigen Powder, mein Herz rutschte gemäß Trägheitsgesetz in meinen Kopf, die Schmetterlinge in den Bauch, das Grinsen ins Gesicht und schon war ich wieder unten – und head over heals bis über beide Ohren verliebt!

Verliebt in das Gefühl, steile Hänge im Tiefschnee zu fahren.

Seitdem sehne ich mich nach dem Gefühl. Denn anders, als ich es gerne würde, nutze ich nicht jede Chance, dieses Erlebnis zu wiederholen: Hallo Respekt. Welcome Angst. Servus „vielleicht rede ich mir die Angst nur ein“. Hallo Gedankenkarussell.

 

Ja, nein, vielleicht Freeriden.

 

Freeriden ist das Skifahren oder Snowboarden in ungesichertem Gelände, abseits der präparierten und gesicherten Pisten, also Offpiste. Neben Gletscherspalten am Gletscher sind dabei Lawinen – meist ausgelöst durch die eigene Last – wohl die größte Gefahr.

Ein paar Winter ist es her, dass ich anfing, Offpiste zu fahren – und schnell noch weiter ins Gelände wollte, mehr Powder erleben. Also habe ich mich ausgerüstet und dazugelernt:

Ich bin zu Lawinentrainings gegangen
habe mir einen Lawinenrucksack organisiert, der im schlimmsten Falle einen Airbag auslöst
und habe das Suchen und Ausgraben von Geräten trainiert, die zu Trainingszwecken verbuddelt wurden.

Doch mit dem Bewusstsein über die Gefahren kam auch die Angst beim Freeriden. Ich schätze, das ist wie mit Kindern und Erwachsenen. Als Kind macht man die wildesten Sachen, ohne darüber nachzudenken.

Aber je mehr man über die Gefahren weiß, desto mehr ist man auch gehemmt.

Man erinnert sich an den Moment, als man beim freihändigen Radfahren hingefallen ist. Als beim zu hoch schaukeln das Seil gerissen ist oder als beim Klettern der Ast abgebrochen ist. Also fährt man am liebsten noch nicht mal mehr Rad. Überspitzt gesagt.

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Angst beim Freeriden: Keine Entscheidung, über die ich glücklich bin!

 

Je mehr ich mich also aufs Freeriden vorbereite, desto größer wird mein Respekt – und irgendwo wächst eine Angst. Paradox, nicht wahr? Eines Tages war wieder einer dieser Tage. Neuschnee lag, Powderalarm! Vorfreudig wie ein kleines Kind packte mein Freund sein Snowboard ein und wollte los – zum Freeriden in Stubai! Ich war natürlich Teil des Plans.

Doch irgendetwas sträubte sich in mir. Was natürlich nicht besser wurde, als ich den Lawinenlagebericht googelte: Die Suchmaschine spuckte mir Berichte zu Lawinenunglücken aus. An anderen Orten, mehrere Monate alt – völlig aus dem Kontext gerissen – aber es reichte, um mich weiter zu verunsichern. Dann auch noch die Nachricht einer Freundin: ob ich denn keine Angst vor Gletscherspalten hätte.

Mein Entschluss war gefallen. Ich entschied mich für die Angst. Ich wollte nicht mit! Keine Entscheidung, über die ich glücklich war!

Neue Saison – neuer Anlauf?

 

Seither war ich noch nicht wieder richtig Freeriden. Was daran liegen mag, dass besagter Tag an dem ich Nein gesagt habe, Anfang Mai letzten Jahres war und wir jetzt erst November schreiben. Und trotzdem… die Saison hat schneetechnisch super angefangen!

Aber anstatt ein paar Varianten auszuprobieren, bewege ich mich nur in sicheren Gefilden und erwische mich dabei, wie mein Kopf sich ausreden spinnt: Dann fahre ich hier oder da nicht lang, weil ich mir einrede, ich möchte mein Brett nicht zerkratzen.

Moment – wozu habe ich gelernt, Belag zu reparieren?! Sicher, dass ich in Wahrheit nicht nur Sorge habe, dass mehr passieren könnte? Doch eine Lawine? Gletscherspalte? Klar, schaue ich mir das Gelände vorher vom Lift aus an, aber in- und auswendig kenne ich den Weg trotzdem nicht.

Und das Bewusstsein für Gefahren lässt – zumindest bei meinen männlichen Mitfahrern – doch meist zu wünschen übrig.

Ein erschreckendes Zitat zum mangelnden Risikobewusstsein beim Freeriden kommt von einem männlichen Mitfahrer am Stubaier Gletscher, als ich ihn darauf hinweise, dass er gerade über eine Gletscherspalte gefahren ist: „Gletscherspalten? Sind wir hier schon auf dem Gletscher?“ 

Puh! Ist meine Angst gesunder Menschenverstand? Oder muss ich komplett verrückt – oder total ahnungslos – sein, damit ich Spaß beim Freeriden haben kann?

 

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Mich nerven meine Gedanken zur Angst beim Freeriden.

 

Das Gedankenkarussell bremst mich dabei, noch mal dieses ungeahnt fantastische Gefühl von damals zu erleben.

Mit Angst fahren funktioniert nicht. Gegen Angst helfen vor allem Vorbereitung, Know-How und Erfahrung. Doch die kommt vor allem vom Fahren und daran hindere ich mich gerade selbst!

Vermutlich werde ich mich zum Saisonstart erneut einem Guide anschließen, der mich beim selbstbewussteren Fahren unterstützt. Mit der Zeit wird dann vielleicht auch die Sicherheit kommen.

Machen wir es kurz: vermutlich sollte ich, anstatt diesen Text zu schreiben, einfach raus gehen, mich mit euch verabreden und fahren. Zusammen den Powder erobern. In einer Girls Gang. Mit meinen Munich Mountain Girls.

Wie gehst du mit so einer Situation um – kennst du diese Gedanken? Hinterlasse mir einen Kommentar, ich freue mich drauf!

 


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Du möchtest mehr zum Thema Risikomanagement lernen?

risk´n´fun gibt mehrtätige Trainingssessions zum Freeriden. Du solltest dazu schon sicher in freiem Gelände fahren können.

 

Auch die Freeride Camps von SNOWHOW könnten für dich interessant sein: Hier geht es zum Powdern und in Sachen Lawinenkunde ins Gelände. Euer Berg- und Skiführer erklärt die Grundlagen wie zum Beispiel die Planung deines Freeride- oder Tourentages sowie das Treffen vernünftiger Entscheidungen im Backcountry.

 

Ein toller Lawinenkurs für Frauen wird von Aline Bock, Eva Walkner, Jackie Passo und Angelika Kaufmann organisiert, die allesamt Profi bis World Champions im Freeriden sind: Save on Snow. Winter 17/18 setzt die Reihe aus, du solltest sie aber unbedingt für den kommenden Winter auf dem Schirm haben!

 

Eine Alternative könnte daher für dich die Camps von Sandra Lahnsteiner „Shades of Winter“ sein. Hier erfährst du mehr darüber.
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Gesa Temmen

Munich Mountain Girl

Gesa (27), Reisebloggerin und Social Media Managerin, entdeckt die Welt am liebsten auf Brettern. Sie mag Winter lieber als Sommer und ist für jedes Abenteuer zu haben.
Gesa auf Instagram: 



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