Bouldern Fontainebleau | Inspired by the spirit of #Bleau


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Sabrina ist Sportwissenschaftlerin und in den Bergen aufgewachsen. So oft wie möglich ist sie draußen unterwegs: Zum auspowern mit ihren beiden vierbeinigen Begleitern, zum Kopf „auslüften“,  sich weiter entwickeln, erleben und genießen.

 

Kaum ein Kletterer oder Boulderer wird nicht hellhörig, wenn der Name „Fontainebleau“ fällt. Gemeint ist ein ca. 25.000 Hektar großer Wald südlich von Paris, der eines der größten Bouldergebiete weltweit in sich birgt – Die Wiege des Boulderns.

Ein Ort voller Magie. Man taucht in eine andere Welt ein, zwischen all den ockerfarbenen Sandsteinblöcken, den leuchtend grünen Farnen, dem moosigen Waldboden, den duftenden Kiefern und den weichen Sanddünen, so heißt es.

Unsere Kontributorin Sabrina erzählt dir von ihrem Erlebnis und gibt wertvolle Tipps für dein nächstes Kletterabenteuer.

Auf nach Fontainebleau | Ich freue mich aufs Bouldern!

Die Leute können einem ja viel erzählen, davon wollen wir uns selbst überzeugen. Und so machen wir uns Mitte Mai zu einem verlängerten Wochenende auf nach Frankreich.

Dass es sich bedeutend länger auf diesem großen Spielplatz aushalten lassen würde, werden wir erst später feststellen.

Spätestens nachdem im Jahr 2017 Margo Hayes als erste Frau eine 9a+ klettert und in der „Women‘s Health“ Boulder-Tipps zu lesen sind, zieht es auch immer mehr Frauen an den Fels.

Erfreulicherweise gilt die typische Rollenverteilung im Klettern schon länger nicht mehr, denn die Frauen bringen nicht nur die gleiche Leistung was Technik und Psyche angeht, sondern sind in Sachen Beweglichkeit und Eleganz sogar ein Stück weit voraus.

Ob wir dem gerecht werden können, das lassen wir mal so stehen.

Nach einer neunstündigen Autofahrt erreichen wir das schnucklige Städtchen Recloses. Die engen Gassen führen uns vorbei an einer typischen Boulangerie zu unserer Unterkunft in einem alten Steinhäuschen mit Terrasse und Grill, auf der wir den Abend gemütlich ausklingen lassen.

Into the woods | Es geht los zum 1. Spot

Schon frühmorgens machen wir uns auf den Weg zum ersten Boulderspot „Franchard Isatis“. Beim Vorbeifahren am unscheinbaren Metallschild „Forêt domaniale de Fontainebleau“ steigt die Vorfreude weiter an. Der Parkplatz ist fast leer, nur ein paar wenige Campervans stehen verschlafen am Waldrand.

Wir schnallen uns die Boulder Pads auf den Rücken, die Proviant Tüte in der einen Hand, den roten Old School Campingstuhl von Oma in der anderen Hand und schon kann es losgehen.

Into the woods.

Beim Betreten des Waldes überkommt uns eine gewisse Ehrfurcht. Das Laub und das Moos federn unter unseren Füßen, der erdige Waldgeruch steigt in unsere Nasen und der Morgentau tanzt sanft auf den vielen Blättern und Halmen.

Ein zarter Wind streicht uns durch die Haare. Nach nur wenigen Schritten erkennen wir bereits die ersten Felsblöcke. Der Fels sieht nass aus, aber fühlt sich ganz trocken an.

Richtige Fußposition | Immer schön die Fersen tief

„So! Wir sind da! Na dann starten wir mal“ – ruft Isi, während ich mir noch überlege, wo denn hier bitte Tritte sind.

„Isi, sag mal, wo steigt man denn hier?“ denke ich laut nach und bekomme prompt zu hören „Tja, da lernst du mal anständig am Fels zu stehen, immer schön die Fersen tief“ – „Ja gut“ und sehe schon vor meinem inneren Auge mein Ego dahin bröckeln. Ja, richtig gelesen. Auch Frauen haben ein Ego.

Ich entscheide mich für #butfirstcoffee und beginne die Bohnen in echter Handarbeit auf Omas Campingstuhl zu mahlen. Auch eine Form des Warm Ups.

Also ran an den Fels. Demütig denke ich an das Zitat von Steffen Kern in der „Klettern“ 2009: „Wahrscheinlich jeder Siebenerboulderer hat hier schon in einer 5er-Platte sein persönliches Waterloo erlebt – keine Griffe, keine Tritte, keine Ahnung“ und erwarte erst mal nicht zu viel.

Der Fels lehrt dich, deine bisherigen Techniken zu überdenken. Oft sind es nur Kleinigkeiten im Bewegungsablauf, die doch für einen großen Unterschied sorgen. Der Körperschwerpunkt, die Belastung vom Fuß oder ganz simpel das Vertrauen, dass das schon halten wird.

Umso früher man sich darauf einlässt und man geduldig mit sich selbst ist, umso eher wird man dafür belohnt.

Bouldern in Bleau kann eine harte Lektion sein – muss es aber nicht. 

Sobald man sich an die Eigenarten des Fels gewöhnt hat, wird man belohnt und kann den Wald von Fontainebleau in vollen Zügen genießen.

Riesige Auswahl an Boulder Spots | So viel zu tun!

Der Blick in den Führer verrät: Es gibt viel zu tun. Daher entscheiden wir uns, nach einer mittäglichen Stärkung, einen Gebietswechsel vorzunehmen. Weiter geht es nach „Bas Cuvier“, was keine Viertelstunde Fahrtzeit von „Franchard Isatis“ entfernt liegt.

Die Anordnung der Blöcke erinnert mehr an ein Labyrinth, die Oberfläche des Felses an einen faltigen Dickhäuter.

Wir beginnen mit einem der sogenannten Parcours, eine Spielart des Boulderns in Fontainebleau. Das bringt eine ganz neue Komponente auf den Plan: Ausdauer.

Viele verschiedene Blöcke und Probleme sind über kleine Ziffern und Pfeile, denen man am jeweiligen Ausstieg folgt, miteinander verbunden. Einige Parcours zählen über 40 Probleme und gelten nur dann als geschafft, wenn sie an einem Tag in einem Zug geklettert werden.

Gott sei Dank laden die plateauartigen Tops zu gemütlichen Pausen, fast wie auf einer Dachterrasse, ein.

Mal ein „Allez“ hier, ein anerkennendes Klatschen dort, aber hauptsächlich das Blätterrauschen und Vogelzwitschern lassen einen fernab des Alltags treiben und neue Motivation tanken.

Ein Boulder wie eine kalte Hundeschnauze

Gleich am nächsten Morgens starten wir in das Gebiet „Cul de Chien“ und wir müssen erneut feststellen, dass die typischen Boulderer Langschläfer sein müssen, denn der Parkplatz ist noch wenig frequentiert.

Wir folgen einem Kiesweg und stehen unvermittelt auf einer riesigen Sanddüne, wie man sie sonst nur vom Meeresstrand oder aus der Wüste kennt. Während wir uns fragen, wie in aller Welt so viel Sand in einen Wald kommt, schaut uns ein überdimensionaler Hundekopf aus Stein an, der Namensgeber für das Gebiet.

Vorbei an der kühlen Felsnase steuern wir zielstrebig zu der Route „Le Toit de Cul de Chien“, eine der wenigen Dächer, die man hier findet.

Nein nicht irgendein Dach, sondern ein 7a Überhang. Nach einer Hand voll kurzen Warm Up Routen wagt sich Isi an die Route. Schön langsam wird die restliche Boulderwelt wach und versammelt sich ebenso um diese Route.

Ein Mädel, das mal eben in so ein steiles Problem einsteigt, in welchem sich die anwesenden Jungs noch die Zähne ausbeißen, ja das erregt Aufmerksamkeit.

Unter den Blicken mehrerer Zuschauer, die es sich im Halbkreis auf ihren Bouldermatten bequem gemacht haben, wagt sie den ersten Versuch. Und flasht kurzerhand eine der anspruchsvollsten Routen, die dieses Gebiet zu bieten hat.

Während die Einen noch damit beschäftigt sind, ihre Kinnlade wieder hochzubekommen, sind die Anderen bereits am Bejubeln und Beifall spenden. Das muss an der Pizza von gestern Abend liegen. Ich sag nur „strong is the new sexy“.

Ein großer Spielplatz

Es fühlt sich an wie in einem riesigen Sandkasten. Die „Großen“ spielen sich an den Boulderproblemen, der Nachwuchs backt nebenan Sandkuchen und schaufelt Gräben um ihre Sandburgen.

Gegen Nachmittag steuern wir das nächste legendäre Gebiet „95.2“ an, was nach der entsprechenden Meereshöhe benannt wurde.

Wir bedauern, dass wir keine Hängematte dabei haben und beneiden die im Wind sanft schaukelnden Boulderer, die in ihr Nachmittagsschläfchen vertieft sind.

Ein letztes Mal für diesen Bleau Kurztrip stürzen wir uns in die wunderbare felsige Vielfalt, powern uns an den seltenen steilen kleinen Höhlen aus, wundern uns wie erstaunlich gut nicht vorhandene Tritte auf Reibung halten, robben nicht ganz so mädchenhaft-graziös über bauchige Ausstiege und genießen bei einem Bilderbuch-ähnlichem Sonnenuntergang ein Feierabendbier in der Waldluft.

Feuer gefangen | Wir kommen wieder, garantiert!

Dieses Bouldergebiet hat sich von seiner besten Seite gezeigt und wir beschließen, dass das der erste, aber mit Sicherheit nicht der letzte FrankreichAusflug war. Zumal unsere Boulderklamotten des deutschen Start Ups „Bleau“ – ein junges Boulderlabel, made in Europe, made in Green – weiterhin auf Herz und Nieren in ihrem Entstehungsgebiet getestet werden müssen.






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