Nachhaltigkeit | Müll und Müllvermeidung am Berg


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Die MMG-Nachhaltigkeitsexpertinnen Steffi und Anna teilen neben der Bergliebe ihren beruflichen Fokus auf Nachhaltigkeitsthemen.

Wir Munich Mountain Girls sind in den Bergen, so oft es geht. Dabei wachsen wir gerne über uns hinaus, erreichen Gipfel und gesteckte Ziele, zu Fuß, auf Ski und mit dem Mountainbike.

Wir lieben es, draußen  unterwegs zu sein. Und wir lieben die Berge. Leider haben wir oft einen faden Beigeschmack im Gepäck:

Ist das, was wir in den Bergen tun und wie wir es tun mit dem Wunsch zu vereinbaren, unserer Umwelt möglichst wenig Schaden zuzufügen? 

Die pure Idylle

Wir lieben die Idylle der Berge! Die malerischen Bergketten, saftigen Almwiesen, glücklichen Kühe, unberührten Gletscher und idyllischen Almen – hier gibt es sie noch, die unberührte Natur.

Doch Stopp! Gehen wir näher ran, sehen wir sie: Die Taschentuchreste hinter dem Baum, die Müsliriegelverpackung am Wegrand und im Frühjahr tauen verbogene Wanderstecken und Plastikflaschen aus dem Schnee. Dass jährlich an die zehn Tonnen Müll vom Mount Everest geholt werden, spricht für sich!

Müllvermeidung und -entsorgung ist in den Bergen und im Tal gleichermaßen ein Thema. In den Bergen verrotten die Hinterlassenschaften langsam und schaden sowohl dem Boden (Mikroplastik!) als auch den Tieren.


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Langsames Verrotten

Biomüll

Gerade Früchte gelten wegen ihres natürlichen Ursprungs als unproblematisch und schnell zersetzbar.

Aber Stopp – das stimmt nicht so ganz!
Während Apfelgehäuse – am besten in der Erde vergraben – etwa zwei Wochen brauchen, um zu verrotten, dauert es bei tropischen Früchten in kälteren Regionen deutlich länger als bei tropischem Klima.

Importierte Früchte sind oft, sofern nicht Bio, mit synthetischen Pestiziden behandelt und schädlich für die Natur. Eine Bananenschale braucht mindestens sechs Wochen, teilweise aber auch bis zu drei Jahren, um sich zu zersetzen!

Papier

Papier besteht aus Holzfasern und ist ein Naturmaterial – sofern es nicht weiterverarbeitet ist. Alltagsprodukte auf Papierbasis enthalten jedoch meist Zusätze, die für eine längere Haltbarkeit und Stabilität sorgen, und Farbstoffe wie Druckerschwärze.

Papiertüten zersetzen sich in etwa sechs Wochen, Zeitungspapier braucht ein bis drei Jahre, Taschentücher drei Wochen bis fünf Jahre.

Plastik & Co.

Obwohl sich Plastik zersetzt, ist es nicht vollständig abbaubar, sondern zerfällt mit der Zeit nur in immer kleinere Partikel (Mikroplastik!). Bioplastik ist zwar biologisch abbaubar, braucht dafür aber meist sehr lange.

Eine Plastiktüte ist nach 100 bis 500 Jahren zerfallen, eine Plastikflasche braucht dafür 450 bis 5000 Jahre!

Metalle

Metalle verrotten nicht, sondern korrodieren lediglich. So werden in Hunderten von Jahren immer noch die verrosteten Thunfischdosen unserer Vorfahren im Gebirge liegen. Alufolie ist nach 200 bis 400 Jahren in seine kleinsten Teile zerfallen.


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Wohin mit den Hinterlassenschaften?

Auch am Berg „müssen“ wir mal. Fäkalien sind nicht ganz unproblematisch, weil sie Keime, Bakterien oder Viren enthalten (können). Einmalbinden und Tampons bestehen meist aus Baumwolle und Plastik und verrotten nur sehr schwer.

Klopapier braucht drei Wochen bis fünf Jahre, um zu zerfallen, Tampons und Binden liegen noch nach 600 Jahren in der Landschaft. Ein „großes“ Geschäft – das in jedem Fall vergraben werden sollte – ist nach drei Monaten bis zu einem Jahr vorhanden.


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Müllfrei auf den Berg

Müllfrei in die Berge zu fahren ist nicht schwer, bedarf nur ein bisschen mehr Vorbereitung als schnell beim Bäcker eine belegte Semmel und im Supermarkt eine Packung Riegel zu kaufen.

Diese neun Tipps helfen dabei, müllfrei(er) unterwegs zu sein: 

1. Trinken

Nimm deine eigene Trinkflasche mit, oder mindestens eine Mehrwegpfand-Flasche.

Einwegpfandflaschen sind ein echtes Müllproblem, und auch beim Mehrwegpfand ist es wichtig, nichts anderes als Wasser einzufüllen – sonst fliegen sie aus dem Recyclingkreislauf!

2. Essen mitnehmen

Dosen, Wachstücher oder Stoffsäckchen sind eine super Alternative zu Alu- oder Frischhaltefolie.

Auf langen Touren bieten sich stabile Gefrierbeutel samt Verschlussclip für Vielfachverwendung an – sie sind leichter als Dosen, dicht und abwaschbar.

3. Essen einkaufen

Davor lohnt es sich, verpackungsarm einzukaufen.
Heißt: ganz unverpackt, oder in größeren Portionen! Das klappt gut bei Obst und Gemüse, in der Bäckerei und auf dem Markt.

4. Snacks

Einzeln verpackte Tourensnacks sind lecker, aber kommen in Sachen Müllbilanz leider nicht gut weg. Und das Absurde: Bei Riegeln ist der Nährwert im Vergleich zum Gewicht oft sogar geringer, als bei losen Nüssen oder Trockenfrüchten.
Erstere sind super als kleiner Eiweißlieferant zwischendurch, letztere sorgen für schnellen Zucker. Beides passt gut unverpackt in die Hosentasche, in Dosen oder kleine Stoffbeutel.

5. Hüttenessen to go

Jippie! Trotz Corona dürfen Speisen und Getränke inzwischen wieder in den eigenen Behältern ausgegeben werden!
Wenn ihr derzeit einen Hüttenbetrieb für Leckereien to go ansteuert, dann packt euch doch eure eigenen Dosen, Besteck & Becher ein.

 

 

 


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6. Laufende Nase

Wer kennt sie nicht, die laufende Nase am Berg? Stoff- statt Papiertaschentücher sind eine praktikable und einfache Lösung. 

7. Klo

Es klingt vielleicht etwas komisch in manchen Ohren, geht aber durchaus: Klopapier einfach abgewöhnen! Und wenns doch sein muss: nicht hinter den Busch werfen, sondern wieder ins Tal tragen und dort entsorgen. 

Vor allem wer Medikamente nimmt (z.B. die Antibabypille oder Schilddrüsenmedikamente) könnte sich überlegen, eine kleine Pinkelflasche mitzunehmen – Rückstände der Medikamente werden ausgeschieden und landen im Grundwasser.

Menstruationstassen sind praktisch, nicht nur weil gar kein Müll entsteht, sondern auch weil man auf langen Touren nicht viel mitnehmen muss!

8. Badezimmer

Für unterwegs könnt ihr Sonnencreme, Seife und co. in kleine Behälter abfüllen, anstatt immer wieder kleine Portionen zu kaufen! Stückseife (eine für alles), Zahnputztabletten & Co sind unterwegs genau wie zu Hause kleine Müll-Helden!

9. Und die Geräte? 

Vielleicht lohnt es sich, Akkus und ein Ladegerät anzuschaffen, wenn zum Beispiel das LVS-Gerät, die Stirnlampe und auch noch das GPS mit den gleichen Batterien laufen.

Batterien sind nämlich für unser Entsorgungssystem eine echte Challenge!


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Nimm’s wieder mit! 

Müll gehört in die Tonne, am besten zu Hause – denn Abfall, der in Hütten hinterlassen wird, muss erst abtransportiert und dann aufwändig entsorgt werden!

Und Überbleibsel & Co. von anderen? Aufsammeln, mitnehmen, entsorgen! Danke!