Leben und Arbeiten im Allgäu | Interview mit Käthe Kleiter

Dieses Interview entstand im Rahmen der Allgäu Kooperation „Freiraum Allgäu – Leben & Arbeiten auf dem Land“.

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Katharina „Käthe“ Kleiter über ihr Zurückziehen | Leben und Arbeiten im Allgäu

 

„Ich war immer suchend, bin nie richtig angekommen – das ist jetzt anders.“

 

Käthe stammt aus dem Allgäu, genauer gesagt aus Sonthofen. Fürs Studium verließ sie das Allgäu, war in Zürich, Wien, Stuttgart und München mehrere Jahre zuhause. Mit Wien und München ist sie immer noch sehr verbunden.

Heute arbeitet sie als Content Managerin bei Kleinwalsertal Tourismus, wohnt in Immenstadt am Hang, in einer Traumwohnung mit Bergblick und genießt ihr entschleunigtes Leben auf dem Land.

Ihr Instagram Account zeigt das ganz eindeutig…


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Käthe’s Geschichte | Verbundenheit mit dem Allgäu

Der Gedanke, wieder ins Allgäu zurückzuziehen, begleitet sie seit dem Wegzug und war in ihrem Leben immer wieder präsent.

Sommer 2018 spürte sie dann, dass genau jetzt die Zeit gekommen ist und sie folgt ihrer Intuition – ohne einen neuen Job zu haben oder eine Wohnung, Käthe zog erstmal wieder bei den Eltern ein.

Käthe: „Unterschwellig war das Allgäu immer mein sicherer Ort. Meine tiefe Verbundenheit, die war immer da.

Mit dem Masterstudium war ich in Stuttgart und da zeigte sich wieder das Gefühl, zurückzuziehen – aber es war noch nicht der richtige Zeitpunkt. Ich bin erst noch nach München – von meiner inneren Ruhe her hat es einfach noch nicht gepasst.

Ich war noch zu umtriebig und es war immer das Gefühl da, ich kann das erst machen, wenn Job, Wohnung und Partner da sind – weil ich immer damit verbunden habe, man muss ready zum Niederlassen sein, wenn man hierher zurückkommen möchte.

Deswegen bin ich den Schritt nicht gegangen – als ob ich es nicht gekonnt hätte.

Meine Freunde haben mich beobachtet, weil es einfach in meinem Leben immer wieder Thema war. Und im Nachhinein war es gerade jetzt erst genau richtig. Mit voller Überzeugung bin ich nun wieder hier. Es ist einfach richtig und ich bin so froh mit meiner Entscheidung.“

Was bedeutet Heimat für dich?

Käthe: „Da muss ich kurz ausholen…. Die Wiener sind Genießer, das habe ich in meiner Zeit dort festgestellt und sehr gemocht. Das merkt man im Kleinwalsertal und Bregenzerwald auch – die haben zB eine super Küche – und beide Regionen grenzen ans Allgäu an… der Genuss fließt sozusagen auch in uns Allgäuer über, das mag ich und gibt mir ein Heimatgefühl. 

Heimat heißt für mich auch, auf den Bauernhöfen, Märkten und Hofläden einzukaufen. Ich mag den Plausch mit den Leuten… das habe ich in der Stadt nicht gemacht. Vielleicht habe ich hier mehr Zeit dafür, mehr Muße.“

Bekanntenkreis & Freunde | Welche Rolle spielen alte Schulfreunde und Zurückgezogene?

Käthe: „Hier Freunde zu haben, hat eine große Rolle für mich gespielt. Komplett alleine ins Alte zurückzugehen und etwas Neues aufzubauen, das hätte ich vielleicht nicht gemacht.

Mein alter Freundeskreis von früher trägt die Frage „Zurückziehen ins Allgäu?“ immer mit sich – aber eher nur „wann“ und nicht „ob überhaupt“, das ist schon interessant bei uns.

In München sind plötzlich viele aus der Stadt weggezogen – das hat es mir dann leichter gemacht. Und mein alter Freundeskreis von früher trägt diese Frage immer mit sich – aber eher nur „wann“ wir zurückkommen und nicht ob überhaupt. Zwei meiner besten Freundinnen sind auch schon wieder da.

Es ist ja auch unsere Aufgabe, nicht ins Alte reinzugehen. Wir haben den Anspruch, etwas Neues zu gestalten. Ich wollte daher auch nicht nach Sonthofen, sondern neue Wege gehen  – ich bin ja auch nicht mehr die alte Person, die von hier weggegangen ist. Mal sehen, was noch alles kommt! Ideen für Projekte habe ich auf jeden Fall…

Zur Zeit sind übrigens Freunde aus Berlin hier, die für 4 Wochen das Allgäu-Leben ausprobieren und sich die Frage stellen, ob sie nicht mit einem natur-naherem Leben zufriedener sind. Das wird spannend!


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Tagesablauf, Routinen in der Stadt vs. auf dem Land | Lebt es sich im Allgäu anders?

Käthe: „Ich glaube ich habe hier mehr Routinen, weil mehr geplant passiert. Dadurch dass wir hier weniger Optionen haben, verfallen wir weniger in diese Spontanaktionen „Ach wir könnten noch da hin oder dort hin“. Man ist mehr im Jetzt als immer nach noch etwas Besserem zu suchen.

Welche Rolle spielt es, Launen nachgehen zu können?

Käthe: „Das geht hier nicht. Ich schätze es, mich auf etwas verlassen zu können. Gleichzeitig kann es schon anstrengend sein, wenn es hier weniger Optionen als in der Stadt gibt. Und uns steht die Welt ja eigentlich offen – wir können schon morgen alle Zelte abbrechen und nach Timbuktu ziehen.

Ich habe auch gemerkt, dass Ich immer auf der Suche nach etwas Besserem war – und dabei eventuell etwas verpasst habe, was vielleicht in dem Moment schon gut war.

In der Stadt will immer jemand was von dir, da musst du immer verfügbar sein, immer reagieren, es ist immer was los.

Hier auf dem Land tickt die Uhr einfach anders – es ist viel mehr meinem Wesen entsprechend, ich flowe total durch die Tage. Mir tut das sehr gut.

Kempten versus Immenstadt | Kleinstadt oder Dorf?

Käthe: „Wenn ich abends in eine Bar will oder ein besonderes Café will, dann fahre ich nach Kempten. Es gibt aber hier den Unverpackt Laden – oder „die kleine Italienerin“, das ist ein tolles Café. In Immenstadt wohnt man mehr statt wegzugehen (grinst). Mit meinen Freunden treffe ich mich auch oft daheim, wir kochen viel oder sitzen im Garten.

Käthe’s Hotspots in Kempten:

  • Café Roma
  • Café Baffetti
  • Kara Brew Bar
  • Eisdiele Venezia
  • Künstlerhaus
  • Bar Fiume direkt am Wasser der Iller
  • Wochenmarkt Mittwochs und Samstags in Kempten, am Hildegardplatz
  • Gschmackeria Müsli (gibt’s in einem Müsli-Automaten vor dem Künstlerhaus oder auch auf einem Stand am Wochenmarkt)

Gleichzeitig versuche ich hier immer, Neues zu entdecken – das spielt sich aber eher in der Natur ab: neue Radwege, Wanderwege, besondere Hütten und Orte, neue Aussichten und neue Berggipfel … Von Sonthofen aus war ich früher immer eher in den Hindelanger und Oberstdorfer Bergen, weniger hier in der Nagelfluhkette und Umgebung. Hier gibt’s viel für mich zu entdecken, das genieße ich sehr.


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Arbeit finden im Allgäu | Ist das einfach oder schwierig?

Käthe: „Es spielt schon alles zusammen. Du musst dir deine Faktoren selbst zusammenbauen, dass das Leben hier für dich gut passt: Es war schon eine große Frage von mir, was ich hier arbeite.

Mit meinem Studium Kulturmanagement war es nicht ganz klar – aber das Allgäu wandelt sich ziemlich zur Zeit, es gibt einfach mehr Angebote, mehr Förderung durch z.B. die Allgäu GmbH. Vor 10 Jahren war die Region nicht so attraktiv für uns junge Leute, ganz eindeutig.

Ich lebe hier sicherer als in München, vom Einkommen, Versicherungen, Urlauben etc. Und ja, ich gebe weniger aus für dies und das, das merke ich deutlich. Diesen Job in dieser Form hätte ich in der Stadt auch nicht gefunden.

Es gehört jetzt u.a. zu meinem Job, dass ich Skifahren gehe und darüber berichten darf. Das ist einfach super. Ich glaube man hat hier eine gute Aussicht auf Jobs, es gibt einfach weniger Konkurrenz wahrscheinlich.

 

Großstadtflair auf dem Land | Sehnsucht nach Land, Liebe für den Zeitgeist

Wir explorieren die Frage, ob es einfacher ist, auf dem Land ein eigenes kleines Business zu starten und mit einer Idee in die Welt zu gehen – oder in der Stadt.

Käthe: „Hier würde ich mich tatsächlich mehr trauen, etwas Eigenes aufzubauen. Weil ich auf die Leute zurückgreifen kann! Ich habe hier viel schneller ein Netzwerk als in der Stadt. Da kann ich immer fragen, wer mir hilft und mich unterstützt – es sind einfach kürzere Wege, Konkurrenz ist ein anderes Thema. Ich komme viel mehr ins Gespräch. Man wird mehr gesehen, das war in der Stadt nicht so. Da kennt man ja nicht mal die Vornamen der Leute, die mit einem im Haus wohnen.

Ich denke, man muss es mögen – wenn man die Anonymität der Großstadt braucht, dann wäre ein ländliches Leben eher nichts, weil man immer irgendwo jemanden trifft und in einem ganz anderen Austausch steht. Man muss Lust haben auf diese Begegnungen.

Meine Tante hat sich immer zurechtgemacht, und wenn sie nur zum Supermarkt gegangen ist, man trifft immer jemanden und das muss man einfach mögen.

Grundsätzlich ist der Allgäuer Neuem gegenüber schon eher misstrauisch, aber sie verschließen sich demgegenüber nicht, habe ich das Gefühl. Vielleicht brauchen sie einfach bisschen Zeit (lacht).

Für mich ist hier auf dem Land ein Schein weggegangen. Ich habe immer gerne konsumiert und die ganzen Angebote der Stadt genossen – aber ich brauch es einfach nicht mehr so.

Um nicht in das „Eigentlich fehlt mir aber…“ reinzufallen, um wirklich auf dem Land anzukommen, muss jeder selber für sich merken, ob er das Angebot der Stadt wirklich braucht oder eigentlich mit weniger auskommt.

Es ist einfach irre, was wir hier im Allgäu für Möglichkeiten haben.

Es ist absurd, wie schön es hier einfach ist. Erst im Studium und dann in München kam es, dass ich wieder vermehrt in die Berge gegangen bin. Und als ich an jedem Wochenende rausgefahren bin, hab ich mich gefragt, was mir eigentlich mehr gibt – die Stadt oder das Land. Das war das, was ich mir immer gewünscht habe – und jetzt kann ich es mir die Zeit in den Bergen einfach nehmen, weil sie direkt in meinem Vorgarten sind.

Zur Aktion „Freiraum Allgäu“

Für knapp vier Tage ziehe ich auf einen Bauernhof nähe Kempten, um das Allgäu, seine Menschen und Möglichkeiten kennenzulernen.

Ich spreche mit Startups, Zugezogenen und Wiederzurückgekehrten, die im Allgäu ihren neuen Lebensmittelpunkt gefunden haben.

Was hat sie bewogen, auf’s Land zu ziehen, die Stadt zu verlassen? Was vermissen sie, was haben sie dazu gewonnen? Wie geht erfülltes Leben auf dem Land, ist es einsam oder lebendig, welche Rolle spielen Freunde, Familie und ein bestehendes Umfeld?

Wie haben sich Routinen und der Alltag geändert – welche Rolle spielt die wunderbare Natur und die Berge ringsherum?

Meine Gesprächspartner sind

  • OUTFORSPACE aus Kisslegg, ein junges Unternehmen, das nachhaltige Materialien für die Industrie herstellt.
  • KÄTHE aus Immenstadt, die eigentlich aus Sonthofen stammt und nach Jahren in Großstädten ohne Job und ohne Wohnung zurück ins Allgäu ging.
  • ROADTYPING, eine Marke vom Designerpärchen Franzi & Marius, die Outdoorprodukte für Outdoorprodukte herstellen

 

{ Dies ist eine bezahlte Kooperation | Ich wurde von der Allgäu GmbH eingeladen, das Experiment Leben & Arbeiten zu wagen und über meine persönlichen Erfahrungen zu berichten – Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. }






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