Bergfreundinnen im Interview: Alisa und Marina

Marina und Alisa haben im Frühjahr ihre Festanstellungen in Kempten und München gekündigt, um als Wanderguides auf einer griechischen Insel anzutreten. Doch es kam Corona und als Alternative zur griechischen Sonne gründeten sie ihren gemeinsamen Blog und Instagram-Account „bevandert“.

Dort berichten sie über einen „Mix aus Wandern, Wissen und Vanlife“. Seit dem Sommer sind sie mit ihrem Van in den Deutschen Mittelgebirgen unterwegs mit der Mission, deren angestaubtes Image ins rechte Licht zu rücken. Sie kennen dort die schönsten Wanderungen, Biketouren und die besten Stellplätze.

Wie habt ihr euch kennen gelernt? Erzählt gerne ein bisschen über eure Geschichte.

Wir stammen beide aus dem schönen Sauerland und sind nur ein paar Orte entfernt voneinander aufgewachsen. Und obwohl wir die gleiche Schule besucht haben: so richtig gestartet ist unsere Freundschaft erst mit sechzehn, als wir zusammen in einem heimischen Café gejobbt haben. Gemeinsame Wanderungen und die ein oder andere wilde Partynacht haben uns dann so zusammen geschweißt, dass wir letztendlich auch beide ins Allgäu umgesiedelt sind.

Und jetzt haben wir mittlerweile neben unserer Freundschaft und zahlreichen gemeinsamen Erlebnissen mit „bevandert“ unser gemeinsames Business. So schnell kann’s gehen!

Welche gemeinsame Tour werdet ihr nie vergessen? Was hat sie so besonders gemacht?

Nachdem wir nun lang an all unseren Wanderungen und Fernwanderwegen überlegt haben (und fast die „Tour du Mont Blanc“ gewählt hätten), ist die Antwort auf einmal ganz klar: unseren bisherigen Roadtrip natürlich! Der ist noch lang nicht vorbei aber schon jetzt unvergesslich. Denn mal im Ernst: kennst du noch zwei andere Mädels die Outdoorsport und Vanlife im Heimatland so leben wie wir?

Unsere Mittelgebirge zu entdecken und andere daran teilhaben zu lassen ist für uns ein tägliches Fest. Wir leben grad echt unseren Traum.

Habt ihr einen besonderen Bergfreundinnen-Tourentipp für uns?

Aber gern. Schonmal was vom Naturpark Fichtelgebirge gehört? Der hat uns nämlich kürzlich nachhaltig geflasht! Fernab vom Massentourismus empfehlen wir den „Weißmain-Ochsenkopf-Steig“. Hier kannst du die Natur in vollen Zügen genießen, sammelst zudem Höhenmeter und kommst so richtig draußen an. Wer ein Wochenend-Rundum-Programm braucht, darf sich gern bei uns melden!

Worin ist deine Bergfreundin ganz besonders stark am Berg? Was kannst du vielleicht noch von ihr lernen? Wie und wobei fordert sie dich heraus?

Alisa über Marina:

Mari ist besonders gut darin, unser Tempo einzuteilen. Das habe ich bis heute noch nicht gelernt – haha! Außerdem ist sie mutiger, wenn es zu Kletterpassagen während einer Wanderung kommt. Oder wir große Tierherden durchqueren müssen!

Da nimmt sie mich auch mal an die Hand wenns sein muss.

 

Marina über Alisa:

Die Herausforderung, wenn man mit Alisa unterwegs ist, liegt auf jeden Fall in der Geschwindigkeit. Die Liz legt da immer ganz knackig vor und da muss man schon ordentlich fit sein um mithalten zu können. Das ist gleichzeitig auch ihre Stärke: die Motivation am Berg. Immer noch einen Gipfel mehr mitnehmen.
Im Allgemeinen steckt sie sich selbst und somit auch uns immer hohe Ziele. Wenn wir diese dann erreicht haben sind wir natürlich immer super glücklich.

Wovon ich lernen kann: Alisas Zuversicht, einfach alles (und am besten vor Sonnenuntergang) noch zu schaffen.

Was hat deine Bergfreundin glücklicherweise immer dabei?

Da sind wir uns eigentlich einig und haben immer das gleiche am Start. Am wichtigsten ist natürlich eine große Portion Optimismus und Lebensfreude. Ob Kaffee und Hafermilch, Snackriegel und Nüsschen, den Gipfel-Apfel, ein volles Trinksystem oder mal eine ausgiebige Brotzeit und ne Halbe: das ist tageszeiten-abhängig. Für Übernachtungstouren darf das Kniffel auf keinen Fall fehlen.

Welche Situation kannst du mit deiner Bergfreundin besonders genießen?

Alisa über Marina:

  • Kniffelrunden und ausgiebige Dinnermenüs auf der Hütte.
  • Sonnenaufgangstouren mit heißem Kaffee im Gepäck, bei denen wir übermüdet durch die Nacht schwitzen und gemeinsam auch mal schweigend glücklich sind.
  • Den Feierabend-Aperol inklusive Sonnenuntergang vor unserem Bulli.
  • Gipfelglück nach zu ambitioniert gewählten aber dennoch gemeisterten Bergtouren.

Marina über Alisa:

Eindeutig immer wieder die Ankunft am Gipfel und aussichtsreiche Pausen mit guter Brotzeit. Und die Berghüttenabende mit Kniffel, Vino und Pasta mit Tomatensauce.

Wobei seid ihr euch eigentlich immer einig? Wobei nicht?

Alisa:

Bei der Einschätzung unseres körperlichen Könnens, sprich: wie ambitioniert darf die Tour ausfallen und ab wann wird es realitätsfern? Außerdem beim Einkaufen. Marinas Gaumen braucht kulinarische Abwechslung, ich könnte es manchmal schlichter halten. Und im Zeitmanagement, was man aber auch wieder unter den Punkt „Realitäts-Einschätzung“ packen könnte.

Ich bin manchmal zu optimistisch, da sollte man die Planung lieber einmal mehr in Marinas Hände geben. Sonst wird zum Ende raus mal wieder „sportlich“.

Im Großen und Ganzen muss an dieser Stelle aber gesagt werden, dann wir in gut 95% aller Situationen die gleiche Meinung haben.

Marina:

Einig sind wir bei der Tourenplanung dabei, dass wir gemeinsam alles meistern und das nötige Zeug haben, uns stetig zu steigern. Uneinig eher darin, in welchen Relationen wir welches Ziel erreichen. Da ist die Alisa in der Planung meist ambitionierter unterwegs, wobei das oft auch super ist und sie die Visionärin des Teams.

Die Kombi aus mir als Realistin und ihr lässt uns dann meist super Ergebnisse erzielen.

Was bewunderst du an deiner Bergfreundin?

Alisa über Marina:

Ihre Diplomatie und ihren Mut.

Marina hat vor fast nichts Angst, ist in vielerlei Hinsicht der toleranteste Mensch den ich kenne und ein faires Köpfchen.

Sie sagt, was sie denkt und handelt auch danach. Außerdem hat Mari eine krasse Empathie und spürt sofort, wenn es jemandem nicht gut geht, kann perfekt verhandeln und Kompromisse finden. Naja, und außerdem ist sie auch bei jedem Scheiß dabei. Ich hab von ihr noch nie gehört „da bin ich raus“. Sie gibt allem eine Chance und macht sich erstmal ihr eigenes Bild. Cool oder?

Marina über Alisa:

Ihre gute Laune, die gleich morgens in der Früh eintritt. Außerdem ihre Einstellung: sie kann aus allem immer gleich etwas Positives gewinnen. Ihre Selbstironie und ihr Humor, sie ist total witzig. Und gleichzeitig bringt sie mich immer zum Lachen, auch wenn ich mal schlecht drauf bin.

Man kann mit ihr zum Beispiel einfach nicht streiten, denn sie behält immer einen kühlen Kopf und vor allem den Überblick.

Selbst in heiklen Situationen, in denen ich mich gern mal streiten möchte, geht sie garnicht drauf ein und ich bin dann irgendwie auch einfach wieder besänftigt.

Welche gemeinsamen (Berg)Pläne habt ihr für die nahe und ferne Zukunft?

Natürlich möchten wir bevandert bekannt machen. Die Mittelgebirgsregionen bieten so viel Schönheit, Ruhe und Weitläufigkeit. Auch als junger, ambitionierter „Alpinist“ kannst du hier sportlich an deine Grenzen stoßen. Und die perfekt-inszenierten Instagram-Shots ergatterst du auch – falls du darauf aus bist – nur eben ohne Anstehen an den Hotspots. Das ist nicht nur für unsere Eltern in Jack Wolfskin-Vollmontur was! Die Mittelgebirge werden jetzt mal verjüngt und das ist unser persönlicher Auftrag für die kommenden Jahre.

Und privat würden wir bergtechnisch gern endlich mal nach Nepal oder Peru. Die deutschen, österreichischen, italienischen und französischen Alpen sind und waren bisher natürlich auch wunderbar – aber eine echte Fernwanderreise steht definitiv noch auf unserem gemeinsamen Plan

Danke für das Interview, Alisa und Marina! 

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