Draußen auf dem Berg übernachten
Gesa (27), Munich Mountain Girl, Reisebloggerin und Social Media Managerin. Ist eigentlich ein Nordlicht, das sich in den Bergen aber wohler fühlt. Sie liebt den Winter und entdeckt die Welt am liebsten auf Brettern. Im Sommer wandert sie durch die Berge und ist für jedes Abenteuer zu haben.
„Lange habe ich mir das sehr romantisch und in den schönsten Farben ausgemalt.“
Am Berg übernachten – unterm funkelnden Sternenhimmel einschlafen und morgens von den ersten Sonnenstrahlen geweckt werden: Das ist der Traum eines jeden Bergfreundes! Aber was, wenn man gleichzeitig eine totale Schissbüchse ist?
Gesa berichtet von ihrer ersten Übernachtung unter freiem Himmel.
Ich seh den Sternenhimmel…
Am Berg übernachten – unterm funkelnden Sternenhimmel einschlafen und morgens von den ersten Sonnenstrahlen geweckt werden. Lange habe ich mir das sehr romantisch, in den schönsten Farben ausgemalt. Vielleicht ein bisschen so, wie es mir auf Instagram immer suggeriert wird.
Die Dunkelheit – mein Feind!
Tatsächlich machte mir die Vorstellung einer Nacht am Berg aber auch ein ganz schön mulmiges Gefühl.
Nicht, weil ich nicht gern campen würde, sondern weil mir die Nacht per se – und dann auch noch das dort oben Alleinesein – eine Heidenangst einjagt. Dass ich dabei auf über 1.500 Meter Höhe alleine wäre, macht die Vorstellung für mich leider nicht besser.
Ob es also so eine gute Idee ist, am Berg zu biwakieren, wenn mich schon das leiseste Blätterrascheln in Schockstarre versetzt? Ich würde sehr wahrscheinlich kein Auge zubekommen, da war ich mir sicher.
Zum Alpentestival in Garmisch sollte ich nun die Möglichkeit haben, zusammen mit den anderen Munich Mountain Girls Caro, Kaddi und Anja an einer – meiner ersten – geführten Biwaktour teilnehmen zu können.
Im Team schaffen wir das!
Irgendwie kann es so schlimm ja nicht werden, schließlich kommen die anderen Mädels ja auch mit. Im Team schaffen wir das! Ich nehme all meinen Mut zusammen und wappne mich für das kleine Abenteuer am Berg.
Freitag Abend um 16 Uhr wandern wir los. Samt Wanderführern und 16 anderen Teilnehmern gehen wir zum Wank in Garmisch auf 1.780 Meter Höhe hinauf. Zeitweise sehen wir aus wie eine Karawane, die den Pfad zum Gipfel hinaufspaziert.
Die Stimmung ist super und wir vier Mädels freuen uns auf die bevorstehende Nacht am Berg.
Dabei ist Regen angesagt… das wäre gar nicht gut! Im Hintergrund grummelt der Donner und mir wird doch wieder ein wenig mulmig. Ich versuche, alle Ratgebertexte aus meinem Gedächtnis zu kramen, wie man sich bei Gewitter am Berg verhalten muss. Das kann ja heiter werden.
Wenige Höhenmeter vor dem Gipfel passieren wir eine Kuhweide. Als sich die Herde nach wenigen Minuten in Bewegung setzt und in unsere Richtung trabt, überlege ich, ob das Fotografieren von Kühen nicht verboten werden sollte.
Können wir uns bitte unauffällig verhalten und sich nicht jeder zweite Mensch für’s Porträt direkt vor eine Kuh platzieren?
Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, aber mein flaues Gefühl verfliegt erst, als wir um eine Kurve spazieren und die Kühe an ihrer Tränke Halt machen.
Oben am Gipfel angekommen zeigt sich unser Schlafplatz für die Nacht, der dann doch sogar mir die Enttäuschung ins Gesicht schreibt. Wir übernachten in einem abgezäunten Abteil vor der Bergstation… huch? Zu unserer eigenen Sicherheit, wie der Wanderführer verspricht.
Kurz überlegen wir, ob wir uns auf eigene Gefahr einfach woanders hinlegen – die Gefahr, nachts von einer Kuh überrannt zu werden, ist dann aber bei aller Liebe zum Sternenhimmel doch nicht so verlockend.
Spätestens als zur Jause die Kühe direkt zu uns hoch spazieren und um uns herumwuseln, sind wir um den Zaun für die Nacht doch ganz froh!
Wie Schmetterlinge in ihrem Kokon
Die Nacht ist ruhig und schön. Statt Sternenhimmel nur ein wolkenverhangener Mond, der auf uns herunterschaut.
Dicht aneinandergekuschelt liegen wir wie vier Würmer nebeneinander in unseren Biwaksäcken.
Anja schlummert tief und fest, rechts neben mir höre ich den gleichmäßigen Atem von Kaddi. Keine Minute nachdem wir uns hingelegt haben, ist sie in einen Dornröschenschlaf verfallen. Ein echtes Bergmadel!
Ich dagegen wälze mich von einer Seite auf die andere und finde keine Ruhe. Angst habe ich überhaupt keine, darüber habe ich hier oben noch kein einziges Mal nachgedacht. Das Haus ist in Sichtweite – die Möglichkeit bei Gewitter oder Unbehagen ins Überdachte zu gehen, die vielen Menschen um mich herum geben mir ein Gefühl von Sicherheit.
Aber irgendwie kann ich trotzdem nicht schlafen. Wer den Biwaksack richtig trägt und nicht kalt werden will, zieht den Schlafsack wie eine Kaputze über Ohren, Nase und Mund und lässt nur noch einen Schlitz um die Augen frei.
Dazu habe ich noch eine Mütze auf – ich höre nichts mehr und das irritiert mich.
Also schaufle ich mich frei. „Kannst du nicht mal ruhig liegen bleiben? Ich kann wegen dir überhaupt nicht schlafen!“, murmelt Caro von der Linken, woraufhin wir beide laut lachen müssen.
Ich fühle mich wie damals im Zeltlager auf Klassenfahrt mit guten Freundinnen. Und Kaddi schläft immernoch seelenruhig… Während ich den Mond anstarre, schlummere ich langsam ein.
Zum Frühstück gibt es Sonnenaufgang
3 Stunden später wache ich schon wieder auf – ich habe mir den Wecker für den Sonnenaufgang gestellt.
Der Schlafsack neben mir ist schon leer – Kaddi ist im Morgengrauen auf Erkundungstour gegangen und saugt den Sonnenaufgang in sich auf.
Ich dagegen würde gerade erst in meine Tiefschlafphase kommen und am liebsten wieder die Augen zumachen.
Jetzt raus ins Kälte? Sonnenaufgang ansehen? Bitte lasst mich einfach hier liegen und schlafen! Es ist so gemütlich!
Zwei Blinzler später sehe ich ein, dass ich genau diesen Morgen nur einmal erleben werde, und raffe mich samt Biwaksack auf. Ich bin eine wandelnde Wurst. Die kühle Luft macht mich schnell wach.
Es ist ruhig und irgendwie fühle ich mich… geerdet. Es ist schon sehr schön hier!
Wie immer am Berg fühle ich mich zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Zum Frühstück und Zähneputzen geht’s in die Bergstation hinein. Eher wieder diese Schullandheim-Atmosphäre als wildes Biwak-Feeling – aber das ist okay.
Zum Frühstück kommen noch einmal die Kühe zu Besuch und um 9 Uhr machen wir uns bei angenehmer Temperatur auf den Weg zurück ins Tal.
Mein Fazit zur Übernachtung am Berg
Mein erstes Mal biwakieren war völlig angstfrei, bequem und warm. Die Bergstation im Rücken und der Zaun um uns herum machten es zu einer sicheren Bergerfahrung.
Der Abenteueraspekt war gering, aber für mich war es ein wunderschönes Erlebnis vor allem auch für uns als Munich Mountain Girls: Obwohl ich nur 24 Stunden mit den Mädels unterwegs war, habe ich das Gefühl, als wären wir eine Woche gemeinsam im Urlaub gewesen.
Für mich ist sicher, dass ich bei guter Vorbereitung jederzeit wieder draußen übernachten würde.
Wissenswertes und Fakten zum Biwakieren
Für eine unbeschwerte Nacht unter den Sternen empfehlen wir unbedingt, vorab die rechtliche Lage zum Übernachten am gewählten Berg zu checken. Wie fast alles ist auch das Biwakieren und Campen in den Bergen nicht einfach erlaubt, sondern unterliegt bestimmten, zum Teil strengen Regeln.
Tipps für eine erfolgreiche Outdoornacht bekommst du von Kaddi in ihrem Artikel auf Outville.
Oder auch hier mehr Wissenswertes & Tipps über’s Biwakieren bei Bergzeit im Magazin.
Packliste für eine Nacht unter den Sternen
Die Packliste ist abhängig von Jahreszeit und Vorhaben in den Bergen. Melanie, unsere erfahrene „Biwakiererin“ am Berg, hat hier die wichtigsten Dinge aufgelistet, die du brauchst. Du kannst die Liste unter diesem Link bequem ausdrucken.
- Schlafsack
- Biwaksack
- Isomatte
- Stirnlampe
Für eine gute Brotzeit ist natürlich auch wichtig:
- Kocher mit Gaskartusche
- Feuerzeug oder Streichhölzer
- Geschirr
- Thermoskanne (selbst im Sommer kann es am Berg frisch werden)
- Messer
- Dosenöffner/ Multitool
- genügend Wasser, falls kein Bach in der Nähe ist
- Kerze (Vorsicht bei Trockenheit!)
- Lebensmittel/ Proviant (was das Herz begehrt/ was man hinaufschleppen möchte ;))
Was zur üblichen Bergbekleidung hinzukommt
- Mütze (falls der Schlafsack im Kopfbereich nicht warm genug sein sollte, wirst du froh sein, eine Mütze dabei zu haben)
- Handschuhe
- Funktionswäsche (mit dieser dünnen Schicht kann man die Nacht gut im Schlafsack verbringen)
- zweites Paar Socken
Persönliche Ausrüstung/ Gesundheit
- Handy
- GPS
- Erste Hilfe Set
- Insektenschutz
- Outdoorhandtuch, usw.
Viel Freude beim Übernachten am Berg!
Bitte beachte: Diese Liste ist ohne Anspruch auf Vollständigkeit persönlich angefertigt. Wir übernehmen keine Verantwortung, falls etwas Wichtiges vergessen wird. Bitte informiere dich ausreichend auch auf anderen Webseiten und vor allem über Wetter + die Verhältnisse am Berg für dein Vorhaben!
Gesa Temmen
Munich Mountain Girl
Gesa (27), Reisebloggerin und Social Media Managerin. Ist eigentlich ein Nordlicht, das sich in den Bergen aber wohler fühlt. Sie liebt den Winter und entdeckt die Welt am liebsten auf Brettern. Im Sommer wandert sie durch die Berge und ist für jedes Abenteuer zu haben.
Zum Interview mit Gesa
Gesa auf Instagram:
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