Stefanie Ramb

Stefanie übt zwei Berufe aus: sie ist Schneiderin und im eigenen Unternehmen namens „krambeutel“ tätig: sie fertigt -wer hätt’s gedacht- maßgeschneiderte Wunschtaschen aka Krambeutel, in denen du deinen Kram aufbewahren und mit dir herumschleppen kannst. Beruf Nummer zwei ist der einer Regisseurin für Hörspiel und Feature bei Bayern2. 

In ihrer Freizeit ist Stefanie am Liebsten in freien und luftigen Räumen draußen unterwegs – beschäftigt mit Laufen, Klettern, Bouldern, Schwimmen, Wandern und Yoga. Im Winter fährt sie (wieder) Ski oder schnallt sich die dünnen Bretter zum Langlaufen unter die Füße. 

Du wohnst seit 2000 in München. In welchem Stadtteil fühlst du dich am meisten zuhause und warum?

Ich bin gleich nach dem Abi aus dem nebligen Donautal nach München gezogen, erst in eine WG in Untergiesing, dann relativ bald nach Neuhausen, in eine große ranzige Wohnung mit Party-WG direkt an der immer rauschenden Donnersberger Brücke.

Von dort aus habe ich mir Neuhausen erschlossen, die Donnersberger Straße mit dem besten Gemüse-/Oliven-Laden der Welt (der aber leider vor Kurzem geschlossen hat), die Schulstraße mit ihren Cafés und den Rotkreuzplatz, wo man alles bekommt, was man im Alltag braucht.

Seit fast 12 Jahren wohne ich jetzt nicht mehr am Mittleren Ring, dafür in einem Glücksgriff von Wohnung mitten in einer Genossenschaftssiedlung nur ein paar Straßen weiter.

Hier habe ich für wenig Geld viel Platz, es supernah zum Hirschgarten, dem Nymphenburger Park und zur Donnersberger Brücke – und damit zur BOB und den Bergen.

„Mein“ Neuhausen, da hinten in der Siedlung zwischen Friedenheimer Brücke und Nymphenburg ist wie ein Dorf, von dem man jede Ecke kennt und weiß, bei welchem Bäcker die Brezen besser sind, wann das Nachbarschaftscafe offen hat und an welchen Tagen der Apfelmann durch die Straße fährt.

Außerdem wohnen meine Schwester mit ihrer Familie sowie ein paar gute Freundinnen ganz nah.

Was ist dein Lieblingsort in München und warum?

Ich wohne nicht weit vom Nymphenburger Schlosspark entfernt, wo man nicht nur fabelhaft laufen und spazieren gehen, sondern auch die Jahreszeiten perfekt beobachten kann.

Gerade im hinteren Teil, der eher waldig als parkig ist, leben Rehe und viele Eichhörnchen, liegen Bäume kreuz und quer, ist es im Sommer stachelig zugewachsen und das Gestrüpp im Winter manchmal voller tollster Rauhreif-Formationen.

Im Schlosspark gibt es keine Hunde, keine Radfahrer und keine Ampeln.

Man kann den Enten zusehen, am Monopteros beim Laufen verschnaufen, im Schatten der Parkmauer die 5km-Runde drehen und wenn der Park zu eng wird ist man blitzschnell im Pasinger Stadtpark, an der Blutenburg und den Sonnenblumenfeldern.

Wo fühlst du dich in München den Bergen am nächsten?

Es klingt vielleicht ein bisschen absurd: In den Produktionsstudios beim BR, in denen ich einen großen Teil meines Arbeitsalltags verbringe.

Dort gibt es keine Fenster, dafür aber Fernsehbildschirme, auf die man das Bild der Panoramakamera, die sich auf dem Funkhaus-Dach dreht, aufschalten kann.

An schönen Tagen sehe ich dort, auf diesem Fernseher und „Fenster zur Außenwelt“, die Alpen in ihrer ganzen Breite und Pracht, manchmal nur als Panorama im Dunst, manchmal ganz nah und dreidimensional.

Dann träume ich mich ein wenig auf einen der Gipfel, und sehe mich selbst dort stehen und ganz in der Ferne München erspähen und all die kleinen Menschen, die dort in ihren Büros (und dunklen klimatisierten Hörfunkstudios) sitzen und sich vielleicht nach den Bergen sehnen.

Wo trifft man dich auf keinen Fall?

In meiner Freizeit vermeide ich Innenräume ohne Fenster:

  • Kellerclubs
  • Einkaufszentren
  • Hallenbäder und
  • laute, stickige Räume.

Open Airs, Dachterassencafés, die Hängematte zwischen zwei Bäumen im E-Garten, das Dantebad und Wochenmärkte sind meine Orte, wenn es gerade keine Möglichkeit gibt, die Stadt zu verlassen.

Erzähle uns von deiner ersten Erinnerung an die Berge! Weißt du noch, wann du das allererste Mal in den Bergen warst und was du da gemacht hast?

Von Fotos weiß ich von Ausflügen zum Königssee und ins Salzburger Land, als ich noch ein ganz kleiner Wurm war. Aber da haben wir eher auf Berge geschaut als sie zu besteigen.

Auf Skiern stand ich mit 3 oder 4 zum ersten Mal, ich erinnere mich aber eigentlich nur noch an die Pommes mit Ketchup Mittags auf der Hütte, die gabs nämlich zu Hause nie!

Denke ich an erste Erinnerungen auf einem Berggipfel im Sommer sehe ich eine ungefähr 13-jährige Stefanie, die laut Wanderlieder gröhlend mit der Familie der besten Schulfreundin in den bayrischen Bergen herumstapft.

Wir waren damals unter anderem auch auf dem Schachen, wo mich extrem beeidruckt hat, dass der König Ludwig ein so abgefahrenes Schloss mitten an den Berg gebaut hat! Der Schachen und die Meilerhütte muss unbedingt auf die Sommer-2018-Liste!

Was bedeuten die Berge für dich?

Raufkommen
Ankommen
Durchschnaufen
Ausblicken
Runterkommen.

Was machst du in den Bergen am liebsten und warum?

Eine perfekte Bergtour endet nicht zu Hause, sondern auf dem Berg und geht am nächsten Tag weiter.

Ich liebe es, in Hütten zu übernachten, ich habe überhaupt nichts dagegen, tagelang im gleichen T-Shirt durch die Gegend zu stapfen, mich stört nicht, mit 40 anderen im gleichen Schlafsaal zu liegen, ich stehe gerne so früh auf, dass ich die Sonne hinter den Gipfeln aufgehen sehe.

Wenn ich dann noch ein bisschen mit Strickzeug und guter Aussicht irgendwo in der Sonne sitzen kann, ist der Tag mehr als perfekt!

Wo ist dein Lieblingsspot in den Bergen?

Das ist schwer zu beantworten.

Im Sommer kann das eine grüne Wiese auf einem Plateau sein, eine Bank, von der man eine gute Aussicht hat, der Umlenker einer Klettertour, die ich geschafft habe, die Ofenbank einer Hütte, vor deren Fenster der Sturm tobt.

Wenn ich mich auf einen ganz bestimmten Ort festlegen muss, ist es entweder ein isländischer Hotpot mit Bergblick (und den haben sie ja fast alle)

sehnsuchtsort-islaendischer-hotpot-stefanie-ramb-krambeutel-munichmountaingirls

oder – näher an München gelegen – die Gjaidalm am Krippenstein/Dachstein, wo familiäre Atmosphäre, Gemütlichkeit, super Hüttenessen und wunderschöne Berge zusammenkommen.

(Anmerkung: einen fabelhaften Hot Pot Island Bericht gibt es auf Stefanie’s Blog nachzulesen – ebenso wie die Empfehlung zum Laugavegur-Langwandern – Fotos unten sind von dort!)

Von wo hat man deiner Meinung nach die schönste Aussicht?

Auf der Terrasse vom Stöhrhaus auf dem Untersberg (Berchtesgadener Land) gibt es das schönste Sonnenaufgangs-Panorama, das ich je gesehen habe.

untersberg-panorama-stefanie-ramb-krambeutel-munichmountaingirls

Was ist dein liebstes Berg-Foto zur Zeit und warum?

Zur Zeit ist es ein Bild, das ich bei meinem ersten Mal auf Alpinskiern nach ca. 20 Jahren Pause vor ein paar Wochen gemacht habe:

Wir waren als eine der ersten in der Gondel und auf dem Gipfel bzw. der Seilbahn-Endstation. Im Tal hing noch der dicke Morgennebel, obendrüber, bei uns, schien die Sonne und der Himmel war knalleblau.

Dies zeigte mir mal wieder: Egal, wie grau es unten ist, oben sieht alles anders auseine Metapher für den Alltag: Egal, wie grau es gerade bei dir selbst ist – schau hoch, nach links, rechts, einfach anderswohin – denn vielleicht scheint dort ja die Sonne. Man sieht sie nur, wenn man bereit ist, sich (gedanklich) zu bewegen.

Welche Tour muss man unbedingt gemacht haben und warum?

In ein Sommer-Wochenende passt eine Untersberg-Überschreitung.

Am Samstag geht man von Bischofswiesen ca 1.200 Höhenmeter zum Stöhrhaus. Teilweise ist der Weg recht steil, aber es gibt immer wieder saftig grüne Almwiesen zum Brotzeit machen und Ausruhen.

Nach einer Nacht im Stöhrhaus und einem Sonnenaufgang mit weltschönstem Panorama geht man am Sonntag über den Berchtesgadener Hochthron und das Untersbergplateau zum Thomas-Eder-Steig und zur Schellenberger Eishöhle und von da aus zur Toni-Lenz-Hütte. Nach einer Kaiserschmarrnpause folgt der Abstieg über Millionen Stufen nach Marktschellenberg.

Im Winter würde ich immer und immer wieder mit der Krippenstein-Seilbahn von Obertraun am Hallstätter See aufs Dachstein-Plateau fahren und dort z.B. eine kleine Hüttentour machen. Wiesberghaus – Simonyhütte – Gjaidalm mit Schneeschuhen oder Tourenskiern, zwei oder drei Übernachtungen, über das sanfte Auf und Ab des Dachsteins, mit einem Saunabesuch in der tollen, tollen Gjaidalm als Abschluss.

Was nimmst du immer mit in die Berge (in deinem Rucksack) und warum?

Immer mit kommt

  • eine kleine Brotzeit
  • Tee (Winter) oder Wasser (Sommer)
  • Sonnencreme
  • ein Wechsel-Shirt
  • ein kleines Erste-Hilfe-Set
  • die Powerbank und
  • meine Spiegelreflex.

Ohne Kamera gehe ich eigentlich nie los, weil die schönsten Fotomotive nicht in der Stadt zu finden sind, sondern draußen, dort, wo die Aussicht weit und das Licht gut ist.

Außerdem habe ich in den Bergen die nötige Ruhe, gute Bilder zu machen. Diese fehlt in der Stadt schon sehr oft.

Im Winter gehört je nach Wetterlage und Tour die Lawinenausrüstung mit in den Rucksack.

Was war deine allzeit beste Anschaffung für die Berge und warum?

Meine Füße sind groß, breit und anspruchsvoll.

Ich habe ewig gebraucht, bis ich Bergschuhe gefunden habe, die ich auch bei Mehrtagestouren nicht in irgendeine Schlucht werfen möchte.

Mit meinen gerade frisch neu besohlten Hanwags bin ich jetzt schon länger sehr glücklich unterwegs. Mir graut vor dem Tag, an dem ich neue Bergschuhe kaufen muss. Er möge noch sehr weit weg sein, bitte!

Was empfiehlst du Neulingen, die in die Berge gehen möchten?

Lieber Bergneuling, auch 300 Höhenmeter sind schon eine tolle Leistung und für eine gute Aussicht muss man nicht den ganzen Tag bergauf gehen.

Fang lieber langsam an und behalte die ersten Touren in toller Erinnerung – und nicht als den Tag, an dem du so erschöpft warst, dass du dieses Erlebnis am liebsten nie wieder haben möchtest.

Was ist deine größte Herausforderung in den Bergen?

Die größte Herausforderung ist oft, den Moment zu genießen.

Hunger, Durst, Wärme, Kälte, Erschöpfung lassen mich gern zu schnell gehen, zu sehr die Hütte oder den Ort, an dem Essen, Trinken, Schatten, Wärme sind, anzusteuern, sodass ich immer wieder Stille, Tiere, Rinnsale, Moose, Wind, Schatten … übersehe.

Mehr wahrzunehmen habe ich auf meinem 12-tägigen Jakobsweg im Herbst 2017 schon ein bisschen gelernt.

Hast du dir für 2018 etwas Besonderes vorgenommen – und wenn ja, was und warum?

In der Halle klappts schon ganz gut, draußen noch nicht so ganz – Vor einem guten Jahr habe ich nach ein paar Jahren Bouldern begonnen, höher zu klettern.

Mit dem Seil in der Halle fühle ich mich oft gut und sicher, aber kaum kommt Moos, Feuchtigkeit und ein großer Hakenabstand dazu, zittern mir die Knie und die alte Höhenangst tippt mir auf die Schulter.

Vielleicht schaffe ich diesen Sommer, ein bisschen mehr Vertrauen zum senkrechten Fels zu fassen.

Außerdem würde ich gerne genauso wie 2017 eine schöne lange Wandertour mit ein paar Leuten machen, vielleicht wieder eine Alpenüberquerung oder Sonstwas-Überschreitung oder -Umrundung in minimum sieben Tagen, mit reichlich Gipfeln und Höhenmetern und guten Ausblicken.

Kürzlich habe ich mich auch nach über 20 Jahren Pause wieder auf die Alpinski gewagt. Es fühlte sich ganz gut an, und wenn ich nächsten Winter damit weitermache kann ich vielleicht schon bald wieder steilere und eisige Hänge so fahren, wie als junge Stefanie.

Hast du eine Lebensweisheit / Motto / Spruch, die dich immer begleitet/n?

„Lass‘ laufen!“
(Wer zu lange denkt, hat die Chance meistens schon verpasst)

Welches Equipment nutzt du, um in den Bergen zu fotografieren?

Ich bin mit meiner Nikon D7100 und einem 17-50 mm Objektiv unterwegs. Oder, wenn ich zu faul bin für das „große“ Objektiv sogar nur mit der 50 mm Festbrennweite für die Details unterwegs.

Liebe Stefanie, herzlich Willkommen im engen Kreis der Munich Mountain Girls. Wir freuen uns, dich dabei zu haben – und auf viele gemeinsame, laaaange Wanderungen.






munichmountaingirls-logo-rund-weiß-neu.jpg

Möchtest du von neuen Tourentipps und Interviews erfahren?

Melde dich zu unserem Newsletter an 🙂

Posted by