Träumerin mit Bergliebe | Extrembergsteigerin Tamara Lunger im Gespräch


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Anja, Mode- & Lifestylejournalistin & Stylistin, liebt Schnee so sehr, dass sie auch im Sommer gern mal für eine Abkühlung auf diverse Gletscher steigt. Mit ihrem Blog Mountainista.de möchte sie andere Frauen ermutigen, die Berge für sich zu entdecken.

 

„I am a dreamer in love with the mountains“

So beschreibt die Extrembergsteigerin Tamara Lunger ihre Leidenschaft für den Bergsport und trifft uns damit mitten ins Herz.

Tamara hat bereits Giganten wie den Lhotse (8516 m) und den K2 (8611 m) bezwungen und es mit den größten (männlichen) Alpinisten der Welt aufgenommen.

2017 hat die Südtirolerin Tamara Lunger ihre Liebe zu Bergen zum Thema eines Buches gemacht. In „Meine Glückseeligkeit an der Grenze zum Tod – Traum und Alptraum auf den höchsten Bergen der Welt“ beschreibt sie die Ambivalenz einer Leidenschaft für einen Sport, der die 32-Jährige immer wieder an ihre Grenzen bringt.

Tamara, was ist es, das du so sehr an den Bergen liebst?

Beim Extrembergsteigen begegnest du so vielen Dingen: Dem Tod, der Kälte, zwischenmenschlichen Problemen. In diesen Momenten leidest du, aber sie bringen dich so viel weiter.

Die Berge zu lieben, ist für mich schöner, als in einen Mann verliebt zu sein.

Ich bekomme regelrecht Schmetterlinge im Bauch, wenn ich einen schönen Berg sehe.

Was ist für dich die größte Herausforderung in den Bergen?

Das Zwischenmenschliche. Ich bin ein sehr extremer Mensch. Alleine kann ich meine Launen ausleben, wie es mir gerade passt.

Mich auf andere einzustellen, fällt mir oft nicht leicht.

Mit seinen Expeditionspartnern ist man in der Regel über Wochen und Monate zusammen. Man muss ein sehr ehrliches Verhältnis zueinander aufbauen.

Wie ist es für dich als Frau, in einer von Männern dominierten Welt zurecht zu kommen?

Am Berg möchte ich nicht als Frau wahrgenommen werden, sondern als gleichwertiges Expeditionsmitglied. Eine Frau, die sagt, sie möchte bevorzugt werden oder weniger schleppen als die Männer, hat in meinen Augen schon versagt.

Wir sind viel zäher als jeder Mann!

Schließlich müssen wir damit zurecht kommen, dass wir am Berg unsere Tage bekommen. Aufs Klo zu gehen, ist für uns wesentlich komplizierter. Mir ist es aber noch nie passiert, dass mir etwas nicht zugetraut wurde. Wer mich trifft, dem wird ganz schnell klar, dass ich den Männern in nichts nachstehe.

Wie gehst du mit Angst am Berg um?

Ich habe am Berg keine Angst. Es gibt nur so ein Bauchgefühl, dass mir sagt, dass es besser wäre, jetzt umzukehren. Manchmal hatte ich schon damit zu kämpfen, dass ich glaubte, versagt zu haben. Ich habe gezweifelt, ob es wirklich nötig gewesen wäre, aufzugeben. Aber eigentlich glaube ich, dass es sehr wichtig ist, auf dieses Gefühl zu hören. Ich glaube, dass es mir schon oft das Leben gerettet hat und weiterhin retten wird.

Du hast wirklich niemals Angst?

Angst ist für mich etwas anderes. Ich habe Angst vor der Zivilisation. Stadtmenschen sind immer im Stress und schlecht gelaunt. Sie sind in ihrem Hamsterrad gefangen und haben verlernt, in sich hineinzuhören.

Ich wünsche jedem, dass er es schafft, in der Natur wieder zu sich selbst finden zu können.

Das kann bei der Besteigung eines 8000ers sein, oder auch beim Wandern oder Kanu fahren.

Wie bereitest du dich auf deine Expeditionen vor?

Sport ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Zwei bis drei Trainings-Einheiten am Tag sind für Standard. Deshalb bin ich eigentlich immer fit für die nächste Expedition.

Um mich auf die Kälte vorzubereiten stelle ich im Winter eine Regentonne auf, in die ich abtauche.

Gibt es einen bestimmten Ernährungsplan, an den du dich hältst?

Ich liebe gutes Essen und ich liebe Süßigkeiten. Ich versuche schon, mich frisch und gesund zu ernähren, aber wer die Dinge zu verbissen sieht, kann auch nicht gut mit Unregelmäßigkeiten umgehen.

Lockere Menschen sind meiner Meinung nach flexibler und das ist am Berg wichtig.

Dazu gehört auch, dass man im Alltag mal ein Bier trinkt.

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Bilder: Tamara Lunger / The North Face






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