Constanze Gathen

Constanze ist der Berge wegen aus Nordrhein-Westfalen nach München gezogen und kann sich jetzt überhaupt nicht mehr vorstellen, ohne Berge in ihrer Nähe zu leben.

Wenn man sie nach der Abendplanung fragt, gibt es eigentlich nur eine Antwort: Crossfit – außer es ist ein MMG-Stammtisch-Abend. Den organisiert sie zusammen mit Céline und dabei wird ganz klar: Ein Hoch auf Bergfreundinnen!

Du wohnst seit 2017 in München. In welchem Stadtteil fühlst du dich am meisten zuhause und warum?

Ich bin ein großer Freund der rechten Isarseite und halte mich gerne und viel in Haidhausen auf – mir gefallen die gemütlichen Straßen, die vielfältigen Restaurants und Kneipen (Johannis Café!) und die Isarauen. Wohnen tue ich in Ramersdorf, quasi direkt an der Auffahrt zur A8 gen Berge, weshalb meine Freunde frühmorgens meist eine Anreise mit den Öffentlichen zur Mitfahrgelegenheit in Kauf nehmen müssen.

Was ist dein Lieblingsort in München und warum?

Am meisten und allerliebsten halte ich mich in meinem zweiten Zuhause, bei Sweat & Tears Crossfit auf. Dort verbringe ich unter der Woche fast jeden Abend, sehe viele meiner Freunde und trainiere, um auf jede (Berg-) Herausforderung bestens vorbereitet zu sein.

Im Sommer sitze ich aber auch sehr gerne mit einem Radler an der Isar oder hüpfe von der Weideninsel aus rein.

Wo fühlst du dich in München den Bergen am nächsten?

Ich kann an Tagen mit klarer Sicht auf meinem Arbeitsweg für ein paar Hundert Meter die Berge sehen – am liebsten würde ich dann nicht abbiegen, sondern einfach weiterradeln. Aber auch, wenn ich mit meinen Bergfreundinnen zusammensitze und wir für die anstehende Saison schon wieder mehr Ziele haben als zeitlich überhaupt möglich oder die Hütte Monate im Voraus buchen, fühle ich mich den Bergen nahe.

Wo trifft man dich auf keinen Fall?

Ich versuche den Marienplatz und Umgebung weitestgehend zu vermeiden (außer ich möchte zum Schuster). Ich mag keine wuseligen, selfieschießenden Menschenmengen. Auch die Clubszene Münchens hat mich noch kaum zu Gesicht bekommen, weil ich meist das frühe Aufstehen priorisiere.

Erzähle uns von deiner ersten Erinnerung an die Berge! Weißt du noch, wann du das allererste Mal in den Bergen warst und was du da gemacht hast?

Puh, wann das wohl war? Aufgewachsen bin ich fernab der Berge in NRW, meine Eltern haben aber einigermaßen regelmäßig sowohl im Winter als auch im Sommer mit uns Urlaube in den Bergen verbracht. Beim ersten Mal wurde ich also vermutlich auf dem Schlitten durch den Schwarzwald gezogen oder an der Hand einen Berg hochgeführt. Wir sind meist mäßig schwere Touren gegangen mit Hütteneinkehr als Ziel.

Ich weiß noch, dass ich als Kind immer am liebsten auf der Hütte statt im Tal geschlafen hätte und ganz fasziniert war von den Bergsteiger(inne)n, die am Mittag mit Gletscherausrüstung von ihren Touren zurückkehrten – das wollte ich auch! Auch der Skizirkus hat mich magisch angezogen und irgendwann haben meine nicht skifahrenden Eltern meiner Schwester und mir einen Kurs und danach sogar Skiurlaube ermöglicht.

Was bedeuten die Berge für dich?

Riesige Lebensqualität, endlose Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung und eine niemals endende Quelle purer Freude. Ich kann mich einfach nicht an ihnen satt sehen und das Gefühl, wenn sie am Horizont auftauchen, ist jedes Mal wieder magisch.

Ich habe immer Menschen beneidet, die in ihrem Leben eine Leidenschaft gefunden hatten – die Berge sind nun meine.

Was machst du in den Bergen am liebsten und warum?

Im Sommer gehe ich am liebsten anspruchsvolle Wanderungen mit vielen Höhenmetern und spaßigen Kraxeleien. Mit Klettersteigen und Hochtouren habe ich bisher relativ wenig Erfahrung, möchte beides aber unbedingt vermehrt machen. Wenn ich mal alleine unterwegs bin und nicht ganz so viel Zeit habe, darf es auch schon mal ein Trailrun/Speedhike sein. Ich mag sowohl den sportlichen Aspekt der ausdauerlastigen Aufstiege, als auch ganz besonders den selbstverdienten Ausblick.

Im Winter liebe ich sowohl Pistentage als auch Skitouren. Das Gefühl, mit richtig Speed den Berg runterzuheizen, ist schon gigantisch.

In meinen Urlauben liebe ich außerdem mehrtägiges Zelttrekking, weil ich so an Orte komme, die man nur zu Fuß erreicht, die besondere Morgen- und Abendstimmung mitbekomme und fernab der menschlichen Zivilisation tagelang ohne Handyempfang lebe. Nach 10 Tagen ohne Dusche weiß man unseren alltäglichen Komfort wieder richtig zu schätzen.

Wo ist dein Lieblingsspot in den Bergen?

Ich liebe das Karwendel! Es ist an vielen Stellen wenig überlaufen, dafür aber herrlich rauh und felsig. Die Touren sind oft lang und der Ausblick immer wunderschön.

Aber die allerschönsten Berge, die ich je gesehen habe, waren wohl die in Peru –

sowohl die Cordillera Huayhuash als auch die Cordillera Blanca sind atemberaubend.

Von wo hat man deiner Meinung nach die schönste Aussicht?

Das kann ich gar nicht sagen, ich finde jede Bergaussicht schön. Meist sitze ich eine halbe Ewigkeit am Gipfel und versuche, das Panorama ganz intensiv zu genießen. Sehr faszinierend fand ich aber die Aussicht von der Schöttelkarspitze, weil ich von München bis Mittenwald schauen konnte – eine Strecke, die ich mal zu Fuß zurückgelegt habe. Und die Soiernseen sind natürlich auch nett anzuschauen.

Was ist dein liebstes Berg-Foto zur Zeit und warum?

Ich liebe dieses Bild, das ich am ersten Abend unseres Hochtourenkurses auf der Oberwalder Hütte gemacht habe. Beim Sonnenuntergang wurde der Fuscherkarkopf angestrahlt und leuchtete orange. Ich habe trotz Wind und Kälte ewig draußen gestanden, weil ich meine Augen nicht von diesem Anblick lösen konnte, bevor die Sonne nicht ganz hinterm Berg untergegangen war.

Welche Tour muss man unbedingt gemacht haben und warum?

Im Sommer: 

Bei entsprechender Ausdauer und Erfahrung ist die Watzmann-Überschreitung schon eine ganz besondere Tour. Bei mir stand sie gar nicht unbedingt auf der Bucketlist, aber ich bin froh, dass ich mich meinen Freundinnen angeschlossen habe.

Ich habe in Deutschland noch nie so eine beeindruckende und wunderschöne Landschaft gesehen und bis auf den nicht endenden Abstieg durchs Geröllfeld macht die Tour auch viel Spaß.

Im Winter: 

Meine Skitourenerfahrung ist noch recht beschränkt, aber den Kaiserschmarrn auf dem Taubensteinhaus sollte man sich nicht entgehen lassen. Wir sind an einem sternenklaren Abend aufgestiegen, so dass keine Stirnlampe nötig war und nach der Einkehr und einer spaßigen Abfahrt waren wir um 22 Uhr wieder in München. Perfekte Feierabendbeschäftigung!

Was nimmst du immer mit in die Berge (in deinem Rucksack) und warum?

Meinen hübschen Flachmann für den verdienten Haselnussnougatgipfelschnaps! Außerdem ein Erste-Hilfe-Set, Blasenpflaster und mind. einen Notfallriegel, damit lassen sich die schlimmsten Probleme lösen.

Was war deine allzeit beste Anschaffung für die Berge und warum?

Die Trinkblase, da ich sonst ganz sicher noch weniger trinken würde als eh schon. Außerdem jedes einzelne Merino T-Shirt, da sie auch auf Mehrtagestouren nicht unangenehm riechen.

Was empfiehlst du Neulingen, die in die Berge gehen möchten?

Probiere dich erst einmal durch:

  • Welche Bergsportart macht dir Spaß?
  • Wo möchtest du in Equipment investieren?
  • Welche Skills dir aneignen?

 

  • Fange langsam an und steigere dich, wenn du dich wohl fühlst.
  • Wichtig dafür sind natürlich passende Begleiter(innen). Suche dir Leute, die auf einem ähnlichen Level unterwegs sind, oder die dich ohne Druck auszuüben bei deinen Zielen unterstützen. Ich habe genau solche Mädels bei den Munich Mountain Girls gefunden und das ist Gold wert.

Was ist deine größte Herausforderung in den Bergen?

Ich habe leider immer mal wieder Probleme mit Verletzungen, meine Knie sind zum Beispiel etwas in Mitleidenschaft gezogen. Mir fällt es daher oft schwer, auf meinen Körper zu hören und es nicht zu übertreiben. Auch hemmt es manchmal die Vorfreude, wenn ich nicht weiß, ob ich eine lange Tour schmerzfrei machen kann oder ob im Abstieg wieder die Knieschmerzen beginnen.

Außerdem habe ich großen Respekt davor, Gefahrensituationen selbstständig richtig einzuschätzen, z.B. was das Wetter, Lawinen oder Gletscherspalten betrifft. Hier muss ich mich immer wieder daran erinnern, dass viel auf dem Spiel steht und die ausgetretene Spur der Tourengeher vor mir nicht unbedingt die richtige sein muss. Auch dabei hilft es, Begleiter mit einem ähnlichen Risikoempfinden dabei zu haben, um nicht leichtsinnig zu werden.

Hast du dir für 2020 etwas Besonderes vorgenommen? – und wenn ja, was und warum?

Ich möchte genau an der gerade genannten Gefahreneinschätzung arbeiten. Dafür frische ich jedes Jahr gerne wieder meine LVS-Kenntnisse auf, denn Übung macht den Meister.

Auch möchte ich weiter Erfahrung bei Hochtouren sammeln, um diese selbstständig, am allerliebsten in einer coolen Frauenseilschaft, durchführen zu können.

Außerdem möchte ich super gerne in meinem Leben einen 6000er besteigen und habe dafür schon einen Gipfel im Auge, den ich eventuell im Sommer umsetzen bzw. zumindest angehen möchte.

Ansonsten steht nur ganz viel Spaß in den heimischen Bergen an, wir schmieden schon fleißig Pläne!

Hast du eine Lebensweisheit / Motto / Spruch, die dich immer begleitet/n?

Mein Lebensmotto habe ich erst kürzlich unter meiner Haut verewigt: Maktub.

Das ist das arabische Wort für „geschrieben“ und es bedeutet, dass unser Lebensweg vorbestimmt ist und  das ganze Universum darauf hinwirken wird, uns zu dem zu bringen, was wir wirklich wollen.

Wir müssen „nur“ den Zeichen folgen.

Der Glaube daran hilft mir, auch Rückschläge hinzunehmen, denn für irgendwas sind sie sicher gut. Am Ende kommt es so, wie es kommen soll. Das mag manchen zu schicksalslastig zu sein, ich finde den Gedanken aber schön und hilfreich.

Außerdem ist auch mein Instagram-Name nicht zufällig gewählt: „Life could be worse“ bedeutet für mich, das Gute im Leben zu sehen und die schönen Momente ganz bewusst zu genießen.

Danke für das schöne Interview mit dir, Constanze! 

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