Céline Rudolph

Umgeben von kleinen Odenwälder Hügelchen, mit einer Woche Wanderurlaub und einer Woche Skifahren im Jahr war es für die Südhessin Céline nicht selbstverständlich, dass die Berge einmal eine zentrale Rolle in ihrem Leben einnehmen würden.

Doch die wenigen Tage im Jahr in den Alpen reichten, um sie früh wissen zu lassen, dass sie nach dem Abitur die Distanz zwischen sich und ihrem Wohlfühlort verringern würde. Gesagt, getan, zog sie erst zum Studium an den Bodensee und dann zum Arbeiten nach München.

Mittlerweile verbringt sie den Großteil ihrer Freizeit draußen am Berg, sei es beim Wandern, Klettersteiggehen oder Snowboarden, und arbeitet stets an der Erweiterung dieser Liste.

Ihr nächstes großes Ziel ist es, endlich kein Skigebiet mehr zu brauchen, um einen Berg herunterfahren zu können.

Du wohnst seit 2014 in München. In welchem Stadtteil fühlst du dich am meisten zuhause und warum?

Ich bin für ein Praktikum am Ende meines Masterstudiums hierhergezogen und mag mittlerweile „mein“ München und diese superlässige Mischung aus voralpenländischer Gemütlichkeit und gutem Leben sehr.

Meine Lieblingsviertel sind die Maxvorstadt und (die weniger poshen Ecken von) Schwabing.

Zuhause bin ich allerdings in Nymphenburg. Nach zehn Jahren ununterbrochen in WGs habe ich hier im Sommer 2017 einen Glücksgriff mit einer süßen, kleinen Wohnung nur für mich allein gelandet und habe zum ersten Mal das Gefühl, abseits meiner Heimat auch ein wirkliches Zuhause zu haben und vorerst angekommen zu sein.

Was ist dein Lieblingsort in München und warum?

Im Sommer sitze ich am liebsten bis spät in die Nacht irgendwo an der Isar, zum Beispiel an der Wittelsbacherbrücke.

Wenn ich nicht draußen sein kann, weil es zu kalt oder zu nass ist, mag ich München für seine Gastronomie sehr gern. Freude an gutem Essen und Trinken ist für mich ein ganz wesentlicher Teil des guten Lebens, und die lösen hier so einige Läden aus. Manchmal könnte es allerdings ein bisschen weniger kosten.

Wo fühlst du dich in München den Bergen am nächsten?

Auf den Autobahnauffahrten Richtung Süden.

Und wenn die Unterhaltung bei 30 Grad im Schatten mal wieder wie selbstverständlich zur Frage umschwenkt, wer wann welche Pläne für den kommenden Winter hätte und ob sich’s wohl mal gemeinsam ausginge. Das passiert dir anderswo nicht.

Wo trifft man dich auf keinen Fall?

Dort, wo einen die Menschenmassen wahnsinnig machen, zum Beispiel in der Kaufinger Straße oder im Biergarten am Chinesischen Turm.

Ebenso wenig an allen Orten, für die ich mir vorher Gedanken machen müsste, ob ich in den Sachen, in denen ich mich gerade wohlfühle, wohl reinkäme. 

Erzähle uns von deiner ersten Erinnerung an die Berge! Weißt du noch, wann du das allererste Mal in den Bergen warst und was du da gemacht hast?

Wann ich zum ersten Mal in den Bergen war, weiß ich nicht mehr. Aber meine Kindheitserinnerungen an die Berge sind fast allesamt Geschichten mit Papa, da er für die Bergurlaube zuständig war.

Eine meiner Lieblingserinnerungen ist, als wir zusammen Urlaub in einer Hütte mit wunderbarem Blick auf die Lienzer Dolomiten gemacht haben und eines Nachts ein wahnsinniges Gewitter runterging.

Ich habe mich in meiner Bettdecke auf dem Balkon eingeigelt, mein Papa kam dazu, und wir saßen ewig draußen und sahen zu, wie die Blitze die nachtschwarzen Riesen auf der anderen Seite des Tals zum Leuchten gebracht haben.

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Was bedeuten die Berge für dich?

  • Quality Time mit Menschen, deren Gegenwart mich bereichert

 

  • Immer wiederkehrende physische und/oder mentale Herausforderung

 

  • Die größtmögliche Nähe an einen Zustand des Bei-sich-Seins und der Zufriedenheit

Was machst du in den Bergen am liebsten und warum?

In der schneefreien Zeit gehe ich am liebsten anspruchsvolle Wanderungen oder leichte Klettersteige, weil es mir gefällt, dass ich mich allein mit meiner physischen und mentalen Kraft dorthin bringe, wo ich hinwill. Danach bin ich ausgepowert und maximal zufrieden.

So klischeehaft es klingt – alles, was mich sonst so beschäftigt, bleibt unten im Tal, und ich besinne mich zurück auf das Wesentliche.

Im Winter fahre ich aus fast genau den gleichen Gründen am liebsten Snowboard.

Wo ist dein Lieblingsspot in den Bergen?

Den einen Lieblingsspot habe ich nicht. Die für mich schönsten Berge in der Nähe von München liegen in der Eng im Karwendel.

Aber das Berchtesgadener Land und die Dolomiten finde ich mindestens genauso großartig, wenn beides nicht so „weit“ weg wäre (first world problems).

Nicht zu vergessen das Stubai und das Zillertal im Winter!

Und ich werde immer eine sentimentale Beziehung zum Brandnertal in Vorarlberg haben, weil es sechs Jahre lang mein liebster Bergspielplatz war, während ich am Bodensee studiert habe.

Von wo hat man deiner Meinung nach die schönste Aussicht?

Die Aussicht vom Herzogstand ist nicht umsonst berühmt, denn sie ist wirklich grandios. Und wenn man hochgeht, wenn die Bahn unter Revision ist, wirkt er sogar fast wie ein ganz normaler Gipfel.

.. der Blick vom Wallberg (Foto) ist allerdings auch nicht zu verachten!

Was ist dein liebstes Berg-Foto zur Zeit und warum?

Meine liebsten Bergfotos sind IMMER die Schnappschüsse mit Freundinnen und Freunden und deren ebenso breit grinsenden Gesichtern, die auch noch Ewigkeiten später direkt wieder für gute Stimmung sorgen.

Müsste ich ein aktuelles Bild wählen, das keine Persönlichkeitsrechte verletzt, wäre es die Aufnahme von mir auf dem Grat der Seekarspitze – ein dickes Danke an dieser Stelle an Constanze (@life.could.be.worse).

Es ist einfach ein verdammt schönes Bild, und ich weiß, dass ich es dort oben noch vor einem Jahr kopfmäßig deutlich schwerer gehabt hätte. Und darauf bin ich ein bisschen stolz.

 

Welche Tour muss man unbedingt gemacht haben und warum?

Mit Wintertouren kenne ich mich nicht aus, aber meine neu entdeckte Lieblingstour für die Übergangszeit wird definitiv der Schildenstein über die Wolfsschlucht (wenn die wunderbare Siebenhüttenalm offen hat).

Die Runde bietet einfach alles, was eine gute Bergtour ausmacht, vom malerischen Bergbach über ein bisschen Kraxeln hin zu einer super Aussicht und einer feinen Einkehr. Allerdings sollten die Hänge der Schlucht schon bzw. noch weitestgehend schnee- und eisfrei sein.

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Im Sommer sollte man einmal den weiten Weg ins Berchtesgadener Land auf sich nehmen, mit dem schnuckeligen Elektroboot über den Königssee fahren, zum Watzmann hochschauen und mindestens durch die Saugasse zum Funtensee wandern.

Ich kenne keine schönere Ecke in Deutschland, und die Touristenmassen sind wie verschwunden, sobald man die (wirklich schöne) Kapelle St. Bartholomä hinter sich gelassen hat.

Wer mehr will, übernachtet am Kärlingerhaus und hängt noch einen oder mehr Tage dran.

 

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Was nimmst du immer mit in die Berge (in deinem Rucksack) und warum?

  • Ein Erste-Hilfe-Set (um hoffentlich helfen zu können, wenn es gebraucht wird),
  • eine Powerbank (weil ich Fotos mit dem Smartphone mache und der Akku keine Tagestour mehr durchhält) und
  • eine Sonnenbrille (weil ich es viel mehr bereue, sie nicht dabei zu haben, als sie umsonst hochgeschleppt zu haben).
  • Und würde man meinen Freundeskreis fragen, dürfte sicher auch der Flachmann mit dem Gipfel(haselnuss)schnaps nicht fehlen (weil der mittlerweile zur Tradition geworden ist).

 

Was war deine allzeit beste Anschaffung für die Berge und warum?

Wo wir schon dabei sind: Ein anständiger Rucksack, den ich in allen Jahreszeiten für alles herannehmen kann, was ich in den Bergen in der Regel so mache und was nicht länger als drei Tage dauert.

Ich habe alles durchprobiert und mich beraten lassen, bis ich das Modell gefunden habe, das perfekt passt, mir gefällt, und alles bietet, was man im Winter wie im Sommer grundsätzlich mal gut gebrauchen könnte. Vom Regenschutz bis zur Helmaufbewahrung.

 

Was empfiehlst du Neulingen, die in die Berge gehen möchten?

Fange mit einfachen Touren an und lerne dich und deinen Rhythmus in den Bergen kennen.

Und wenn du dich dann irgendwann vor die nächste Herausforderung stellen und wachsen willst, dann umgib dich dabei mit Menschen, die einen ähnlichen Rhythmus und Fokus haben wie du und vor allem eines tun,

und zwar: dir gute Laune machen. Dann kommt das nächste Level (fast) von ganz allein.

 

Was ist deine größte Herausforderung in den Bergen?

Mein übertriebener Respekt vor steilen Abstiegen. Der nervt mich, denn er ist unverhältnismäßig und beeinträchtigt mich.

Es gibt lange, schwere Touren, die ich wahnsinnig gern mal machen würde, und an die ich mich bisher noch nicht herangetraut habe.

Nicht weil ich nicht fit genug bin, sondern weil ich Sorge habe, dass mir auf dem Weg runter der Kopf zugeht.

Aber ich arbeite daran. Jedes Mal ein Stückchen steiler und ausgesetzter, bis ich irgendwann mal dort stehen werde, wo ich schon immer mal hinwollte. Der Endboss ist erstmal der Watzmann. Und danach sehe ich weiter.

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Hast du dir für 2018 etwas Besonderes vorgenommen – und wenn ja, was und warum?

Im Sommer will ich weiterhin an meiner größten Herausforderung (siehe oben) arbeiten und peu à peu ein paar Gipfel in Angriff nehmen, die schon länger auf meiner Wunschliste stehen.

Ein Hochtourenkurs steht auch noch an, weil ich neugierig bin, ob mir das gefällt.

Und für den Winter habe ich mir fest vorgenommen, schnellstmöglich das Skifahren wieder auf ein halbwegs akzeptables Niveau zu bringen, damit ich mich entscheiden kann, mit wie vielen Brettern unter den Füßen ich endlich, endlich das Freeriden mal anständig lernen will.

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Hast du eine Lebensweisheit / Motto / Spruch, die dich immer begleitet/n?

Zum Abschluss wird’s pathetisch, aber ich finde, dass viel Wahrheit in dem Spruch steckt, den Christopher McCandless (portraitiert in Buch und Film „Into The Wild“) in seine Ausgabe von Doktor Schiwago gekritzelt haben soll:

„Happiness only real when shared.“

(Berg)momente, Eindrücke und Erlebnisse können noch so besonders sein – ein nachhaltiges Glücksgefühl habe ich vor allem dann, wenn ich sie gemeinsam mit tollen Menschen erlebe.

Herzlich Willkommen bei den Munich Mountain Girls liebe Céline! Wir freuen uns auf viele gemeinsame Abenteuer am Berg mit dir.






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