Joana Schmidtjansen
Wer schon mal bei einem MMG-Stammtisch zum Thema Mountainbiken war, kennt Joana. Sie hostet den Stammtisch zusammen mit Lisa. Dass sie vom Fach ist, beweist die Tatsache, dass ihr Blog „Rumpeldipumpel“ bei der Wahl zu den beliebtesten Mountainbike-Blogs 2019 dabei war – dort berichtet sie seit 2016 um alle Themen rund ums Biken:
„Für mich sind es vor allem Emotionen und Erlebnisse – am Berg, auf den Trails und natürlich bei der Brotzeit!“
Du wohnst mit 3-jähriger Auslands-Unterbrechung in der Schweiz seit 2008 in München. In welchem Stadtteil fühlst du dich am meisten zuhause und warum?
In dem Stadtteil, in dem ich lebe – das ist seit 2018 wieder Neuhausen. Ich habe auch schon in Schwabing und an der Theresienwiese gelebt – auch dort habe ich mich damals zu Hause gefühlt. Denn egal wo ich lebe, ich entdecke immer Lieblings-Orte. So angekommen wie jetzt fühle ich mich allerdings zum ersten Mal. Das liegt vor allem an unserer tollen Hausgemeinschaft – wir kennen uns alle mit Namen, grillen zusammen im Hof, wenn einer backt, dann bringt er den anderen ein Stück Kuchen vorbei und unser Keller bzw. die Werkstatt von meinem Freund ist am Wochenende ein beliebter Treffpunkt zum Radl-Schrauben.
Was ist dein Lieblingsort in München und warum?
In direkter Nachbarschaft ist es der Olympiapark. Wenn ich Bergsehnsucht habe oder einfach mal über die Stadt hinausschauen möchte, dann schnüre ich meine Laufschuhe oder spaziere gemütlich auf den Olympiaberg. Ich bin dankbar, einen so abwechslungsreichen, grünen und großen Park um die Ecke zu haben!
Wo fühlst du dich in München den Bergen am nächsten?
An der Isar – früh morgens ohne Menschen fühle ich mich dort wie in einem Bergtal. Und auf dem Olympiaberg – an Föhntagen sehe ich die Berge von dort aus klar und deutlich.
Wo trifft man dich auf keinen Fall?
In Nachtclubs – die Zeit des Ausgehens ist für mich vorbei. Am Wochenende gehe ich lieber früh ins Bett um am nächsten Tag ausgeschlafen und früh in die Berge fahren zu können. Das gibt mir mehr.
Erzähle uns von deiner ersten Erinnerung an die Berge! Weißt du noch, wann du das allererste Mal in den Bergen warst und was du da gemacht hast?
Beengend, beängstigend und düster.
Ich war ungefähr sieben Jahre alt und ich war mit meinen Eltern und meinen drei Geschwistern für ein Wochenende in den Bergen zum Ski fahren. In der Dämmerung erreichten wir unsere Pension. Sie lag in einem engen Tal, rechts und links erhoben sich steil die Berge.
Plötzlich habe ich etwas vermisst, das ich jeden Tag hatte und selbstverständlich für mich war: den weiten Blick zu Hause am Bodensee.
Ich fühlte mich eingeschlossen und wäre am liebsten sofort wieder zurück nach Hause gefahren.
Heute rechne ich meinen Eltern hoch an, dass sie das ohne selber begeisterte Berg- oder Wintersportler zu sein, mit vier kleinen Kindern gemacht haben. Mein Vater liebt das Wasser – er schwimmt, surft und segelt sehr gerne und meine Mutter ist ein Sommermensch – je höher die Temperaturen, desto wohler fühlt sie sich. Wie ich damals Skifahren gelernt habe, kann ich mich nicht erinnern. Einen Kurs habe ich jedenfalls nicht gemacht, das war zu teuer.
Was bedeuten die Berge für dich?
In den Bergen sein bedeutet für mich bei mir sein. Mit jedem Höhenmeter, den ich aufsteige, werden die Alltagsthemen kleiner.
Ich fühle mich frei.
Im Hier und Jetzt.
Mein Blick ist klar für das, was wirklich wichtig ist.
Gleichzeitig kann ich meine Gedanken schweifen lassen und neue Perspektiven erleben.
Was machst du in den Bergen am liebsten und warum?
Das Mountainbiken hat mich in die Berge gebracht und sie lieben gelehrt. Es ist bis heute meine allerliebste Bergsportart.
Aber auch Wandern und im Winter Langlaufen und Skifahren gehe ich sehr gerne.
Wo ist dein Lieblingsspot in den Bergen und von wo hat man deiner Meinung nach die schönste Aussicht?
Für mich gibt es nicht den einen Lieblingsspot oder Ort mit der schönsten Aussicht. Dafür finde ich die Berge zu vielfältig und meine Wahrnehmung zu subjektiv und situationsabhängig.
Denn Orte sind für mich auch immer verknüpft mit meiner Stimmung, den Personen mit denen ich dort bin und natürlich dem Wetter.
Was ist dein liebstes Berg-Foto zur Zeit und warum?
Dieses Foto aus unserem Azoren-Urlaub letztes Jahr ist momentan mein Lieblingsfoto – es fängt den Zauber des Ortes so wunderbar ein. (Wen das Bild neugierig gemacht hat, erfährt mehr über Mountainbiken auf den Azoren auf meinem Blog.)
Was empfiehlst du Neulingen, die in die Berge gehen möchten?
Wandern finde ich einen guten Einstieg: man braucht wenig Ausrüstung und kann sich langsam an alles, was die Berge ausmacht, herantasten. So habe ich es gemacht und würde es auch im Rückblick wieder tun: ich habe mir ein Paar ordentliche Wanderschuhe gekauft und bin mit meinen damaligen Freund leichte Touren gegangen. Je öfter ich in den Bergen unterwegs war, desto besser wurde meine Kondition und desto mehr Erfahrung sammelte ich. Nach und nach wurden die Touren länger und anspruchsvoller und es kam weiteres Equipment und weitere Bergsportarten hinzu bis ich „meine“ Bergsportart, das Mountainbiken gefunden habe.
Eine tolle Möglichkeit für Neulinge ist auch die Munich Mountain Girls Community – dort kann man sich zu geeigneten Touren austauschen und Gleichgesinnte finden.
Was ist deine größte Herausforderung in den Bergen?
Alles – die Berge stellen mich immer wieder vor Herausforderungen, das ist für mich eine ihrer Facetten, für die ich sie liebe.
Hast du dir für 2020 etwas Besonderes vorgenommen – und wenn ja, was und warum?
Noch habe ich keine konkreten Pläne für 2020 geschmiedet. In meinem Kopf kreisen aber ein paar Ideen: mit Rennradfahren anfangen, das Swiss Epic mit einer Freundin fahren, richtig Trailrunning lernen.
Hast du eine Lebensweisheit, die dich immer begleitet?
Für mich gibt es nicht die eine Lebensweisheit, denn das Leben und ich selber ändere mich permanent. In manchen Zeiten begleiten mich aber Mottos – wie z.B. „reduce to the max“, das mir meine Geschwister eingraviert in die Klinge eines Opinel-Messers mal geschenkt haben.
Danke für das schöne Interview mit dir, Joana!
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