Bianca Fürstner

Bianca ist in der Obersteiermark aufgewachsen und schon immer draußen unterwegs. Seit mittlerweile über 10 Jahren wohnt sie im deutschen “Flachland”, wo das Bergweh nie lange auf sich warten lässt.

Im Winter steht sie am allerliebsten auf Ski, im Sommer hat sie gerade als Teilnehmerin der MMG-Aktion „von der Halle an den Fels“ das Mehrseillängen-Klettern für sich entdeckt.

Du wohnst gar nicht in München, sondern in der Nähe von Stuttgart, genauer in Esslingen. Was hat dich zu den Munich Mountain Girls gebracht?

Die meisten meiner Wochenenden verbringe ich wegen der Liebe zu den Bergen (und zu meinem Freund ;)) in Bayern.

Auf der Suche nach Inspiration und Begleitung bin ich auf die Facebook Gruppe gestoßen und hab auch schon ein paar tolle Bekanntschaften und Touren machen können.

Ich fühl mich bei den MMG super aufgehoben, weil die Community sowieso von gemeinsamen Interessen und Aktivitäten lebt, und sich nicht nur über den Wohnort definiert.

Wo fühlst du dich in Esslingen den Bergen am nächsten?

In Esslingen gibt es zum Glück nicht nur Weinberge, sondern auch zahlreiche hügelige Wälder, deswegen gibt es viele MTB Strecken und Trails unmittelbar um Stuttgart herum zu entdecken. Außerdem ist die Schwäbische Alb nicht weit weg, wo einige Kletterfelsen zu finden sind!

Wo trifft man dich auf keinen Fall?

In den Schulferien oder am Wochenende in Esslingen!

Sobald ich frei habe, pack ich meine sieben(tausend) Sachen ins Auto und trete die Heimreise an.

Und beim Apres-Ski findet man mich auch eher selten.

Erzähle uns von deinen ersten Erinnerungen an die Berge! Weißt du noch, wann du das allererste Mal in den Bergen warst und was du da gemacht hast?

Berge sind Teil vieler meiner Kindheitserinnerungen, spielen aber selten die Hauptrolle. Da stehen eher die Erlebnisse mit der Familie und Freunden im Mittelpunkt.

Was mir da als lebhafte Erinnerung einfällt ist, dass ich oft im Sessellift herumgeklettert bin. Als ich noch zu kurz war, um am Ausstieg des alten Zweiersessels irgendwie den Boden zu erreichen, durfte ich immer auf dem letzten Stück der Strecke, direkt nach der gruseligen Schlucht, zu meinem Papa auf den Schoß kraxeln. Das war total aufregend, weils gefühlt nicht 2m bis zum weichen Tiefschnee waren, sondern mindestens drölfzig!

Was bedeuten die Berge für dich?

  • Vielfalt. Sie können ein großer Spielplatz sein, eine riesige Herausforderung, spannend, ungemütlich oder beruhigend – und manchmal ändert sich meine Wahrnehmung darüber innerhalb von Minuten.
  • Ausgleich. Die Arbeit ist oft stressig, draußen sein ist es nicht.

    Egal, was ich dort mache – ich kann es tun, muss aber gar nix.

    Seitdem ich keine Berge mehr vor der Nase habe, weiß ich sie auf jeden Fall erst richtig zu schätzen.

  • Daheim. Das meint nicht nur die Berge, die ich von klein auf kenne, sondern auch alle andern und die “neuen” bayerischen, die ich grad entdecke.

    Erstens sieht sich das Landschaftsbild tatsächlich oft ziemlich ähnlich, zweitens sind die Berge halt auch einfach ein Gefühl. <3

Was machst du in den Bergen am liebsten und warum?

Mittlerweile hab ich mich auch mit dem Wandern angefreundet und weiß eine gemütliche Tour sehr zu schätzen.

Grundsätzlich schlägt mein Herz aber eher für Sportarten mit mehr Adrenalin und Technik.

  • Im Sommer klettere ich gerne und versuche mit meinem Hardtail einfachere Trails zu bewältigen. Das kann ich zum Glück auch unter der Woche in Stuttgart machen.
  • Im Winter war und ist meine absolute Leidenschaft das Schifahren. Seitdem ich nur noch in den Schulferien ausrücken kann, versuche ich die vollen Pisten so gut es geht zu meiden und bin meistens auf Tour oder abseits der Pisten unterwegs.

Wo ist dein Lieblingsspot in den Bergen?

Unmöglich zu beantworten! Schöne Touren und Platzerl gibt es viele, aber wirklich besonders werden sie, wenn man dort eine gute Zeit mit den Lieblingsmenschen verbringt und sie mit schönen Erinnerungen verbinden kann!

Von wo hat man deiner Meinung nach die schönste Aussicht?

Überall dort, wo Berg und See aufeinander treffen, und zwar egal ob von oben nach unten zum See oder von unten nach oben zu den Gipfeln.

Vor kurzem war ich erst aufm Bärenkopf am Achensee. Der ist jetzt sicherlich kein Geheimtipp, aber der Blick oben ist der Wahnsinn.

Was ist dein liebstes Berg-Foto zur Zeit und warum?

Das Foto ist letzten Herbst am Wilden Kaiser entstanden. Ich durfte da an der Kletteraktion der MMG teilnehmen und habe dort total witzige, lehrreiche und schöne Wochenenden auf beeindruckenden Klettertouren verbracht. Ich habe tolle Menschen kennenlernen dürfen und die Erinnerung daran macht mich einfach immer glücklich!

Welche Tour muss man unbedingt gemacht haben und warum?

  • Ein absoluter Freeride-Klassiker im Winter: Das Vallée Blanche. Das war eine unglaubliche Abfahrt vor noch unglaublicherer Kulisse. Es ist wirklich unmöglich, sich am Mont Blanc und dem Gletschereis überhaupt satt zu sehen, aber irgendwann muss man halt doch in den sauren Apfel beißen und sich im Tiiiiiefschnee auf den langen Weg nach unten machen.
  • Richtig viel Spaß hatte ich letzten Sommer am Hoachwool-Klettersteig in Südtirol. Der hat ein paar witzige Passagen, ist aber auch nicht ganz einfach! Absolute Empfehlung, wenn ihr mal in der Nähe von Meran unterwegs seid und schon etwas Klettersteig-Erfahrung habt!

    Etwas näher gelegen und auch sehr abwechslungsreich sind die 5-Gipfel-Klettersteige am Achensee, die man aber bei viel Betrieb unmöglich alle an einem Tag schafft! Lieber aufteilen und nochmal wiederkommen!

Was nimmst du immer mit in die Berge (in deinem Rucksack) und warum?

Wasser, ein paar Nüsse, irgendwas Süßes, eine Sonnenbrille, Blasenpflaster, ein Mini-Erste-Hilfe-Set und ein Schlauchtuch für mich.

Ein Werkzeugtool im Taschenformat, ein bisschen Tape und ein paar Kabelbinder fürs Material.

Damit lassen sich die meisten Problemchen erstmal lösen.

Was war deine allzeit beste Anschaffung für die Berge und warum?

Meine Trinkblase! Das Wasser ist ziemlich platzsparend verstaut, ich trinke ausreichend, in kleinen Schlucken, und niemand muss auf mich warten!

Was empfiehlst du Neulingen, die in die Berge gehen möchten?

Gute Schuhe, gute Gesellschaft, gute Verpflegung.

Wer mindestens zwei Drittel davon dabei hat, hat schonmal einiges richtig gemacht.

Unverzichtbar ist aber, die eigenen Grenzen realistisch einzuschätzen und die Tour dementsprechend auszusuchen. Wer sich direkt überfordert, bringt sich vielleicht in brenzlige Situationen, hat aber auf jeden Fall wenig Spaß an der Tour und keinen Blick für die schöne Umgebung, in der er sich bewegt.

Was ist deine größte Herausforderung in den Bergen?

  • Früh aufstehen. Von da an gehts aber dann ja auf jeden Fall bergauf.
  • Orientierung. Schon seit Generationen biegen wir in meiner Familie manchmal dort ab, wo es für Außenstehende nicht unbedingt logisch erscheint. “Falsch abbiegen” wäre jetzt aber auch eine Unterstellung, weil wir bisher noch überall angekommen sind.
  • Ohne Schmäh ist die größte Herausforderung, an der ich bisher grandios scheitere, meine Ausdauer zu verbessern. Sie ist bei meinen Plänen meistens der limitierende Faktor und ich mach mir immer Sorgen, dass ich andere Leute aufhalte.

    Zwar bin ich kein absolutes Konditionsschwammerl, habs bergauf aber absolut nicht eilig.

Hast du dir für 2020 etwas Besonderes vorgenommen?

Selbstständig einfache Mehrseillängen klettern! Ich hab das Glück, sehr oft auf tolle Touren mitgenommen zu werden. Die Eigenständigkeit was die Planung, Einschätzung und Vorstieg angeht, bleibt dabei aber leider oft auf der Strecke.

Außerdem würde ich gerne meine erste Hochtour angehen, das ist sich leider letzten Sommer nicht mehr ausgegangen.

Danke für das schöne Interview mit dir, Bianca! 

 

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