MMG Thema: Nachhaltigkeit | Equipment: Reparaturtipps und Materialkunde
Wir Munich Mountain Girls sind in den Bergen, so oft es geht. Dabei wachsen wir gerne über uns hinaus, erreichen Gipfel und gesteckte Ziele, zu Fuß, auf Ski und mit dem Mountainbike.
Wir lieben es, draußen unterwegs zu sein. Dazu brauchen wir jede Menge Equipment. Kleidung, verschiedene Schuhtypen, Ski, Klettergurt, Rucksäcke.
Das Equipment ist teilweise extremen Belastungen, Staub und Nässe ausgesetzt, und genauso, wie wir uns nach einem Bergwochenende waschen und pflegen, sollten wir auch mit Rucksack, Schuhen & Co. umgehen.
Das MMG Team Nachhaltigkeit hat allerhand Tipps für euch zusammengestellt, wie ihr die Spuren vergangener Abenteuer beseitigen, und euer Equipment bereit machen könnt, für neue. Ganz ohne Reparatursets oder spezielles Fachwissen.
Denn: Nur gepflegtes Equipment ist langlebig und damit nachhaltig.
Reparieren? Kann ich nicht!
Oh doch! Das kannst du! Wir stellen hier einfache Reparaturmethoden vor, bei denen (fast) nur Mittel benutzt werden, die wir sowieso zu Hause haben.
- Kleine Risse in Textilien, Laufmaschen in Merinoshirts und -hosen und Löcher in Socken kannst du mit ein paar Stichen mit Nadel und Faden flicken und damit das Kleidungsstück vor der Mülltonne bewahren. Wer eine Nähmaschine zur Hand hat und damit umgehen kann (oder eine Tante oder einen Bruder oder einen guten Änderungsschneider ums Eck), ist auch bereit für komplexere Reparaturen wie aufgeplatzte Nähte und größere Risse.
- Was in keinem Haushalt fehlen darf ist Panzertape. Damit lässt sich eigentlich alles mit glatter Oberfläche reparieren: durchgewetzte Handschuhe, Risse und Brandlöcher in (Daunen)Jacken, Rucksäcke, Zelte.
Ein paar Lagen Tape um Wander- und Skistock gewickelt kann dir das ein oder andere Teil retten – zumindest bist du die Möglichkeit hast, es professionell reparieren zu lassen.
- Reparatur-Patches – zum Beispiel die mit dem lachenden Gesicht wie wir sie früher auf den Jeansknien hatten, oder aus einer umreparierbaren Hardshell-Jacke selbst ausgeschnittene, oder auch Fahrradschlauch- oder Luftmatratzen-Patches – machen kleine Löcher wieder dicht, schenken den Kletterschuhen noch ein paar Monate (Jahre?) und bewahren die Skihose vor weiterem Einreißen. Wichtig ist: Sobald du das Loch bemerkst, flicke es. Dann kann es sich nicht vergrößern und damit das Equipment-Teil endgültig unbrauchbar oder schwer zu Reparieren machen.
Willst du „professionelle“ Patches verwenden, recherchiere nach Repair Patches von Outdoorfirmen (z.B. Tenacious Tape/Gear Aid) bzw. oder frage beim Hersteller des Kleidungsstück nach, ob er eventuell sogar eigene Patches anbietet.
- Was du machen kannst, wenn das Fell nicht mehr am Ski klebt, kannst du hier detailliert nachlesen.
- Weitere bewährte Reparaturmittel sind Nagellack (zum Aufhalten von Laufmaschen) und Sekundenkleber (um die Laminierung z.B. am Reißverschluss einer Jacke zu kleben)
Ersatzteile
Es ist jammerschade, wenn ein Rucksack unbrauchbar wird, weil die Schnalle am Hüftgurt gebrochen ist. Oder der Reißverschluss nicht mehr richtig auf und zu geht, weil der Schlitten kaputt ist.
Für sehr viel Fälle – viel mehr als man denkt – gibt es Ersatzteile im Fachhandel und dazu passend Reparaturvideos bei YouTube.
- So gut wie jede Rucksackmarke lässt den Fachhändler ein Sortiment an Schnallen und Schließen vorhalten und oft kümmert sich dieser dann sogar ums Anbringen (z.B. falls eine Naht aufgetrennt und wieder geschlossen werden muss) der neuen Schließe.
- Auch Schnallen von Skischuhen kann man nachkaufen und selbst montieren
- Reißverschluss-Schlitten gibts im Nähbedarf oder zum Beispiel hier (auf passende Größe achten!) und Auffädel-Videos dazu findest du im Netz.
- Wem der selbst geschnittene Reparaturflicken zu Handmade aussieht: Auch für dieses Problem gibt es Reparaturkits in Handel. Die sind zum Teil so leicht und kompakt, dass man sie sogar auf Mehrtagstrips mitnehmen könnte.
- Vielleicht lag ja beim Kauf der Isomatte und des Zeltes sowieso ein Reparaturset bei? Meistens sind da dann Patches und Kleber drin, sodass du mit wenigen Handgriffen dein Equipment wieder dicht bekommst.
Ausflug in die Welt der Membranen
Der Unterschied zwischen einer Plastiktüte und einer Regenjacke liegt in einer sehr sehr dünnen Schicht. Jede Pastiktüte ist erstmal wasserfest – nur nützt uns das leider bei Bekleidung überhaupt nichts, weil wir dann innerhalb kürzester Zeit auch innen nass wären. Funktionskleidung muss atmungsaktiv sein, sonst bringt sie nichts.
Hier kommen Membranen ins Spiel: erstmal bedeutet Membran einfach nur “Schicht”, bei Textilien ist diese üblicherweise auf der linken Stoffseite, also innen, auf dem Oberstoff appliziert. Mit ihrer Hilfe wird ein Stoff wasserdicht oder abweisend und bleibt atmungsaktiv.
Linkes Bild: Der Regen bleibt außerhalb, der Dunst (Schweiß) bleibt innerhalb
Rechtes Bild: Die Membran (orange) bedingt, dass der Dunst nach außen diffundieren kann. Das Material wird durch sie atmungsaktiv.
Tofuschnitzel & Hardshell?
Membrane bestehen aus dem kompliziert klingenden Polytetrafluorethylen (kurz PTFE), bekannt auch unter dem Namen Teflon. Was in der Pfanne dafür sorgt, dass unser Tofuschnitzel nicht anbrennt, kommt in veränderter Form in Funktionsbekleidung, Schuhen, Rucksäcken, Zelten und weiteren Textilien vor – PTFE ist hydrophob, also wasserdicht.
Die Imprägnierung macht‘s
Die Funktionalität der Membran steht und fällt allerdings mit der Imprägnierung der Textilschicht. Funktioniert diese nicht richtig, saugt sich der Stoff mit Wasser voll. Zwar hält die Membran weiterhin Wasser ab, sie kann aber nicht mehr atmen. Auf intakt imprägnierten Textilien perlt Regen ab und die Membran bleibt atmungsaktiv.
Alles super, oder?
Leider nicht. PTFE-Membranen stehen in der Kritik, denn ihr Nebenprodukt, die Perfluoroctansäure, die zu den per- und polyfluorierten Chemikalien gehört, ist umwelt- und gesundheitsschädigend. Diese Substanzgruppe ist bekannt als PFC.
Auch viele Imprägniermittel enthalten diese synthetischen Stoffe. Na toll.
Schädliche PFCs können sich in Umwelt und Organismen anreichern, sie können auf das Hormonsystem und die Fortpflanzung von Mensch und Tier wirken. Manche Stoffe gelten sogar als krebserregend.
Laut Greenpeace findet sich PFC inzwischen fast überall: In Gebirgsgletschern oder auf Grönland, sogar in Muttermilch wurden sie schon nachgewiesen.
Lieber ohne, bitte!
Mittlerweile gibt es viele funktionelle Textilien, die ohne PFCs auskommen: #pfcfrei! So gibt es mittlerweile alternative Membranen. Insbesondere bei Imprägnierungen hat sich in jüngster Vergangenheit viel getan. Als Ersatzstoffe werden beispielsweise Silikone oder Polymere eingesetzt, die in der Herstellung und in der Entsorgung deutlich umweltfreundlicher sind.
Und lieber lange, bitte!
Wer nachhaltig konsumieren will, pflegt alte PFC-haltige Funktionskleidung oder auch neue PFC-freie so gut wie möglich, um sie so lange wie möglich tragen zu können. Der größte Feind der smarten Membranen sind feine Substanzen, die die Struktur verstopfen: äußerlich Sonnencremes und Dreck, von innen her: Schweiß.
I want to break free!
Ob die Membran im Schuh, oder in einer 2- oder 3-lagigen Jacke verbaut ist, macht einen Unterschied, wie genau ihr sie am besten pflegt. Im Grunde gilt aber für alle: regelmäßiges freispülen der Poren – am besten mit Spezialwaschmittel, das gut für Kleidungsstück und Umwelt ist – erhält die Funktion!
Ein Reparatur-Set zum immer dabei haben
So wie wir ein Erste Hilfe-Pack mitnehmen, ist es auch ratsam, ein kleines Reparatur-Set zusammenzustellen, um – gerade bei Touren über mehrere Tage – für Reparatur-Ernstfälle gewappnet zu sein.
Dies könnte enthalten:
- Messer/kleine Schere
- 2-3 Reparatur-Patches verschiedener Größen und Materialien (vielleicht lohnt sich hier auch ein Blick in den MMG-Shop?)
- eine kleine Rolle Garn + Nähnadel
- eine dünne Reepschnur (z.B. als Ersatzgürtel)
- ein Mini-Karabiner
- Kabelbinder
- Tape (Panzer-/Leukotape)
- zusätzlich auf Skitour: Universalhartwachs (zum Felle imprägnieren), Schraubniete, kleine Multitool-Zange, ca 20 cm Schweißdraht (für kleine Reparaturen am Skischuh/Ski)
Gut gepflegt lebt länger
Das nachhaltigste Equipment ist das, das zu benutzt, bis es auseinander fällt. Halte deine Sachen schmutzfrei und repariere kleine Schäden gleich, sodass sie gar keine Chance haben zu großen Löchern bzw. Problemen zu werden.
In Ninas Serie zur Materialpflege bekommst du ausführliche Tipps zum Waschen und Pflegen von Base Layer bis Rucksack:
Reparieren? Ich kanns echt nicht
Dann ist das auch okay!
… und für diesen Fall haben wir Tipps und Adressen gesammelt, die dir dabei helfen, dein Equipment wieder auf Vordermann zu bringen, ohne selbst Hand anzulegen.
- Wenn das mit dem selbst imprägnieren der Hardshell nicht klappt: Schicke Jacke oder Hose ein und bekomme sie imprägniert zurück.
- Worn Wear: Die rollende Schneiderei von Patagonia tourt (nach Lockdowns & Co.) sicher wieder durchs Land und die Outdoor-Messen und -Veranstaltungen. Und dann gibts vielleicht auch wieder Repair&Care Sprechstunden in den DAV-Servicestellen.
- Bei den Reparaturzentren, mit denen die Firma Gore-Tex arbeitet, bekommst du eine professionelle Reparatur deines GTX-Materials.
- Auf den Webseiten der Hersteller findest du oft einen Hinweis auf einen eigenen Reparaturservice oder Links zu Anlaufstellen.
Wenn doch was Neues her muss
… dann schau mal, ob du es vielleicht gebraucht bekommst.
In unserer Flohmarkt-Gruppe bieten über 2000 Mountain Girls ihre zu großen, zu kleinen, doppelten und überzähligen Klamotten und Equipment-Teile an.
Denn der größte Umwelteinfluss fällt bei der Produktion an – je seltener ihr kauft, desto netter für Klima & Natur.