Klettersteig-& Tourentipps im Mai
Die Munich Mountain Girls sind ständig am Berg. Jeden Monat stellen wir euch Tourentipps für die schönsten Bergtouren des Monats bereit: zum Lieblingsberg des Monats, den schönsten Aussichten des Monats oder Geheimtipps des Monats – manchmal sogar inklusive Einkehr. Hier findest du unsere Tourentipps in diesem Mai, in dem der Sommer nicht so recht beginnen will. Darunter sind Klettersteigtouren, die man jetzt schon gehen kann.
Außerdem bekommt ihr eine ausführliche Beschreibung der Tour durch die Lanzo-Täler der „bergauf bergab„-Sendung im Bayerischen Fernsehen, damit ihr den Sommer schonmal planen könnt.
Noch mehr Tourentipps erhältst du in der Übersicht der Lieblingstouren der Munich Mountain Girls.
Die Geierwand – Der etwas andere Einsteiger-Klettersteig
Steckbrief
- Dauer: Insgesamt 3:45 Stunden, davon 2,5 Stunden Kletterei, 15 Minuten Zustieg, 1 Stunde Abstieg
- Höhenmeter: 400hm
Schwierigkeit: eine Stelle C, sonst B/C - Absicherung: Sehr gut
- Ausgesetzheit: Schon ziemlich
„Du willst deinen ersten Klettersteig gehen? Dann nimm den Grünstein.“ Das ist der gängige Tipp, den du in München hören wirst. Aber ich sage dir, nimm lieber die Geierwand hoch überm Inn. Der Steig ist mit C bewertet, hat einen super Ausblick auf den Inn und ist von München ähnlich weit entfernt – aber sooo viel schöner.
Was die Geierwand nämlich nicht hat, sind Massen an Menschen sowie viel grasiges Gehgelände. Und abgespeckt ist sie auch nicht. Dafür gibt es schönen griffigen Fels, viel Kletterei, tolle Tiefblicke und sogar eine kleine (wirklich völlig harmlose) Seilbrücke. Dafür hat es der Abstieg in sich, also Helm aufbehalten und vielleicht Stecken mitnehmen. Außerdem ist eine gute Brotzeit wichtig. Eine Hütte gibt es nämlich nicht.
Auch schön für Klettersteig-Einsteigerinnen:
Der Klassiker: Grünstein am Königssee, Mehrere Varianten von C bis E
Der Aussichtsknaller: Drachenwand am Mondsee, C
Die Angsthasen-Einsteiger-KinderTour: Julius-Mayr-Weg überm Brünnsteinhaus, A
Disclaimer: Bitte achtet gerade in Klettersteigen darauf, dass das Wetter hält, schon Regen kann eine C-Wand echt ungemütlich glitschig werden lassen. Ein Gewitter ist potenziell tödlich: Blitze in Eisen, ihr könnt es euch vorstellen. Und bitte teilt euch eure Kraft ein, nehmt eine Rastschlinge mit. Nur weil Bergführer bestimmte Steige als „anfängerfreundlich“ einstufen, heißt das nicht, dass sie nicht kräftezehrend und nervenaufreibend sind. Klettersteige bleiben eine alpine Unternehmung. Beachte auch unser Klettersteig-1×1!
Venedigga – Yo! | Skihochtour auf den Großvenediger (3657 m)
Eine Überschreitung der „weltalten Majestät“, wie den Großvenediger die Erstbesteiger nannten, von der Kürsinger Hütte über die Venedigerscharte bis zur Johannishütte. Sie bietet ein einmaliges Panorama von Vorarlberg bis nach Südtirol.
Steckbrief
- Dauer: ca. 6 h
- Distanz: gute 6 km one way
- Höhenmeter: 1220 hm
- Schwierigkeit: mittelschwere Hochtour
Wir starten später als alle anderen Gruppen ab der Kürsinger Hütte, um dem Trubel auf dieser großen Alpenvereinshütte zu entgehen und etwas Einsamkeit im Aufstieg zu finden.
Nach einer kleinen Abfahrt und 200 Höhenmeter Aufstieg beginnt der sehr spaltige Gletscher und wir seilen an. Es ist für mich jedes Mal wieder Gewöhnungssache, im Marschschritt mit meinen Bergpartnern aufzusteigen. Normalerweise liebe ich es beim Tourengehen meinen eigenen Rhythmus zu finden und die Gedanken kommen und ziehen zu lassen. Doch unterwegs auf einem der spaltenreichsten Gletscher Europas ist das wahrscheinlich keine so schlaue Idee.
Problemlos erreichen wir über die Venedigerscharte den Gipfel. Die Abfahrt führt über die Südseite bis zur gemütlichen Johannishütte. Eine Einkehr ist allerwärmstens empfohlen! Viele Speisen sind hausgemacht und auf der Sonnenterasse kann man diese Traumskihochtour perfekt ausklingen lassen.
Kurzer Zustieg, fordernder Durchstieg: Hausbachfall Klettersteig (Kat. C)
Super schön am Wasserfall gelegen, wechseln sich im Chiemgau beim 1. TÜV-geprüften Klettersteig Deutschlands steile Passagen mit luftigen Brücken ab.
Guter Einstieg in die Via Ferrata-Saison – eignet sich perfekt zur eigenen Leistungseinschätzung!
Steckbrief
-
Start: Parkplatz Festsaal Reit im Winkl (Chiemgau); kostenpflichtig
-
Distanz: 100hm, Zustieg 15min, Abstieg 30min (sehr steiler alpiner Steig auf der anderen Wasserfallseite)
-
Schwierigkeit: Kategorie C (schwierig) – für kleinere Personen Kategorie D – schwierig bis sehr schwierig. Kein Notausstieg (siehe auch Klettersteig-Topo).
Bei Nässe sehr unangenehm zu gehen und nicht zu empfehlen! Bitte nur mit kompletter Klettersteig-Ausrüstung inklusive Helm einsteigen.
Der Jackpot für heisse Tage oder eine schnelle Feierabend-Runde: eine Via Ferrata, ein Wasserfall – und beides zusammen fast im Ortszentrum von Reit im Winkl!
Durch den kurzen Zustieg und die Länge lässt sich der Hausbachfall zum Training auch mehrmals durchsteigen. Bei diesem Klettersteig muss allerdings des öfteren auf Reibung geklettert werden, der Aufschwung nach den 3 Holzbalken in die Steilpassage verlangt zusätzlich etwas Armkraft.
Je weiter aber dann in den Wasserfall geklettert wird, desto angenehmer wird es. Nach der Seilbrücke ein reiner Genuss!
Mein Tipp: lieber nachmittags/abends gehen – je später, desto trockenere Felsen!
Achtung: dieser Klettersteig verlangt gute Arm- & Tritt-Technik und ist deswegen nur bedingt für Anfänger geeignet!
Sonntags auf der Sonnenspitz (1269 m)
Kleiner Gipfel – großes Glück!
Ein unspektakulärer Höcker, möchte man meinen. Und trotzdem: Die Tour bietet herrliche Ausblicke und eine ungeahnte Einsamkeit, bedenkt man den überlaufenen Nachbar Jochberg.
Steckbrief
- Start: Wanderparkplatz/Bahnhof Kochel am See
- Höhe: circa 700 hm, kann bis > 1500 hm ausgedehnt werden
- Art: Einfache Wanderung mit Kinderwagen am Forstweg oder Trailrunning-Strecke
- Einkehrmöglichkeiten bis zur Sonnenspitz keine, Jocheralm im Sommer bewirtschaftet
- Anfahrt aus München: circa 1 Stunde mit der Bahn oder mit dem Auto.
Auf die Sonnenspitz gibt es unterschiedliche Routen mit entsprechend verschiedenen Varianten – von der Kinderwagen-Route (die letzten 30 Min. mit Kraxe) über Trails oder eine ausgedehnte Bergtour (Rundweg) über Hirschhörnlkopf und dem beliebten Jochberg.
Ich laufe einen langen, kurzweiligen Trail über die Geißalm und das Graseck bergauf (hier ist absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und vor allem ein guter Orientierungssinn nötig!) und aufgrund des Regens die Forststraße zurück.
Eine abwechslungsreiche Tour mit einzigartigem Seeblick sowie eine schöne Sicht auf die benachbarten Gipfel und ins Voralpenland hinaus.
Bergauf Bergab durch die Lanzo-Täler
Steckbrief
- Dauer: 4 Tage, ca. 16 h
- Auf-/Abstieg: je ca. 3000 hm
- Ausgangspunkt: Usseglio, Valle die Viù, Piemont (1265 m)
- Beste Zeit: Anfang Juli bis Mitte September
- Schwierigkeit: mittel, gute Kondition, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit nötig
- Unterkünfte:
- Albergo Rocciamelone, Usseglio
- Rifugio Cibrario (Juli bis Sept.)
- Rifugio Gastaldi (Juni bis Sept.)
- Hotel Les Montagnards, Balme
Vier Tage in einer der schönsten Ecken Italiens unterwegs sein, Einsamkeit finden und gemeinsam die Natur genießen, das war, was wir auf unserer Viertageswanderung durch die Lanzo-Täler in Piemont gesucht und gefunden haben. Ob wir die Tour empfehlen können? Ob wir sie wieder machen würden? Auf jeden Fall. Auch wenn es das Wetter manchmal nicht ganz so gut mit uns gemeint hat.
Vier Tage voller Natur und Einsamkeit in einer geschichtsträchtigen Gegend liegen vor uns. Unser Weg führt uns durch wilde, ursprüngliche Landschaften, von lieblichen Tälern über schroffe Kämme, vorbei an Gebirgsseen und sich zurückziehenden Gletscherzungen, durch Möränenlandschaften und italienische Bergdörfer voller Herzlichkeit und Kulinarik.
Tag 1: Von Usseglio (1265 m) zum Rifugio Cibrario (2616 m)
- Dauer: ca. 4-4,5 Std.
- Aufstieg: 1350 hm
Frühmorgens starten wir von unserer urigen Albergo in Usseglio bei noch schönem Wetter Richtung Rifugio Cibrario. Die ersten drei Kilometer bis Margone führen entlang der Straße und sind etwas mühsam. Dort angelangt beginnt unser Abenteuer. Schon nach wenigen Metern kommen wir an den ersten Ruinen vorbei, deren moosbewachsene Steinmauern von einer vergangenen Zeit zeugen, in denen hier im Grenzgebiet zwischen Frankreich und Italien Schlachten geschlagen und Güter geschmuggelt wurden. Schon vor mehr als hundert Jahren ließen sich hier die ersten Alpinisten aus Turin von den Einheimischen in die abenteuerlichen Gletschergebiete hinaufführen. Beinahe schon vollkommen überwucherte und vom Rost befallene Gleise erzählen die Geschichte einer Schmalspurbahn, die in den 1930er Jahren Werkzeuge und Baumaterialen den Berg hinauf transportierte, um den Bau des Lago della Rossa zu ermöglichen.
Während wir die schöne Landschaft durchwandern, tauchen rund um die Gipfel immer mehr Quellwolken auf und wir beeilen uns, zur Hütte zu gelangen, bevor das für mittags angekündigte Gewitter aufzieht. Als wir nach gut vier Stunden das gemütliche Rifugio Cibrario erreichen, fallen bereits die ersten, dicken Tropfen und wenig später peitscht der Wind den Regen gegen die Fenster.
Tag 2: Vom Rifugio Cibrario (2616 m) zum Rifugio Gastaldi (2659 m)
- Dauer: ca. 3,5 Std.
- Aufstieg: 610 hm
- Abstieg: 560 hm
- Optional: Punto Croce Rossa (Dauer: ca. + 4 Std. / Auf-/Abstieg: + 500 hm)
Nach einem ausgiebigen Abendessen und einem eher spärlich, italienischen Frühstück verabschieden wir uns Tags darauf von der herzlichen Hüttencrew und den friedlich vor der Hütte grasenden Schäfchen. Wir wandern über noch lehmigen Boden Richtung Colle Altare (2900 m). Bei stabilem Wetter können fitte, geübte Bergsteiger noch einen Abstecher auf den 3566 Meter hohen Punto Croce Rossa machen, dessen Gipfel einen Ausblick über die französische Grenze und auf den Vanoise-Nationalpark gewährt.
Doch auch ohne den Gipfel ist die zweite Etappe unserer Rundwanderung sehr lohnenswert. Obwohl wir im August unterwegs sind, überqueren wir einige Schneefelder, bevor wir am Colle Altare mit einem gigantischen Blick über den Lago della Rossa Stausee belohnt werden, auf dessen Oberfläche auch jetzt im Hochsommer noch dicke Eisschollen schwimmen.
Doch den magischsten Ort des Tages haben wir noch vor uns: Nebel und Wolken lassen uns bereits unser Tagesziel, das Rifugio Gastaldi herbeisehnen, als mitten in der Mondlandschaft unterhalb des Rocca Affinau plötzlich zwei riesige Hörner aus dem Nebel auftauchen. Wir können unseren Augen kaum trauen, als es in dieser mystischen Atmosphäre auf einmal um uns herum nur so vor Steinböcken wimmelt. Ganz nah und von unserer Anwesenheit vollkommen unbeeindruckt grasen, springen und kämpfen die majestätischen Tiere direkt vor unseren Augen und machen die letzte Etappe des zweiten Tages noch einmal zu einem unvergesslichen Ereignis.
Tag 3: Vom Rifugio Gastaldi (2659 m) nach Balme (1432 m)
- Dauer: ca. 3 Std.
- Abstieg: 1230 hm
- Optional: Rocca Turo (2759 m) (Dauer: ca. 0,5 Std /Auf-/Abstieg: 100 hm)
Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Rocca Turo machen wir noch einen kleinen Abstecher in das Alpinmuseum der Hütte. Ein reiner Abstiegstag liegt vor uns: Über 1200 Höhenmeter geht es hinab in den malerischen Talschluss des Val di Ala, wo das kleine Bergdorf Balme liegt. Heute bleibt das Wetter beständig und als wir mit müden Beinen und heißen Köpfen im Tal ankommen, belohnen wir uns mit einer Brotzeitplatte und einem kühlen Bier auf der Sonnenterrasse des Rifugio Città di Ciriè (1865 m), bevor wir der Talstraße ins Dorf folgen.
Tag 4: Von Balme (1432 m) zurück nach Usseglio (1265 m)
- Dauer: ca. 5,30 Std.
- Aufstieg: 1110 hm
- Abstieg: 1280 hm
Es ist nicht leicht, sich zu entscheiden, welche Etappe der Rundwanderung die landschaftlich schönste ist. Fest steht: Am letzten Tag wird man definitiv nicht enttäuscht werden. Wie ein idylisches Paradies liegt die abwechslungseiche Hochgebirgslandschaft hier zwischen hohen Gipfeln. Glitzernd stürzt sich das Schmelzwasser schroffe Felshänge hinab, die Natur erobert sich, eingestürzte Felsmauern früherer Siedlungen überwuchernd, ihr Gebiet zurück.
Die glasklaren und klirrend kalten Laghi Verdi, die grünen Seen, hinter uns lassend, kämpfen wir uns viele Höhenmeter hinauf, wo der geschrumpfte Gletscher eine leblose Urlandschaft zurückgelassen hat.
Gespenstisch schlängelt sich der hereinziehende Nebel an den riesenhaften Felsblöcken vorbei heran und hat uns bald eingeholt. Das Wetter wird ungemütlicher.
Ab dem Wiesenrücken Pian Venaus auf ca. 1930 Metern wird der Pfad bergab Richtung Usseglio sehr steil. Ausgerechnet jetzt beginnen dicke Regentropfen vom Himmel zu tropfen, die sich schon nach wenigen Minuten in sturzbachartige Regenfälle verwandeln. Feste Schuhe, ein gutes Profil und Wanderstöcke werden hier zum unverzichtbaren Wanderaccessoire. Wir sind erleichtert, als der Regen nachlässt und wir auf 1465 Metern die breiten Schutzmauern des Bachgrabens knapp oberhalb von Usseglio erreichen.
Fazit:
Eine abwechslungsreiche, landschaftlich bemerkenswerte Viertageswanderung. Kondition für Aufstiege bis knapp 1400 Höhenmeter und Wanderungen von 5-6 Stunden Länge sollte vorhanden sein.
Wir empfehlen (wasser-)festes Schuhwerk, da unter anderem teilweise Schneefelder und feuchte, lehmige Wiesen durchquert werden.
Der Abstieg auf der letzten Etappe ist teils ausgesetzt und fordert Schwindelfreiheit und Trittsicherheit.
Möchtest du von neuen Tourentipps und Interviews erfahren?
Melde dich zu unserem Newsletter an 🙂